LÖRZWEILER – Nach 16 Jahren im Amt wird Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Bodenheim Dr. Robert Scheurer im kommenden Frühjahr altersbedingt nicht mehr kandidieren. Einer der Bewerber für seine Nachfolge ist Steffan Haub (CDU). Seit 2019 Ortsbürgermeister von Lörzweiler und 2024 mit über 80 Prozent der Stimmen wiedergewählt, ist er am 5. Juli 2025 mit großer Mehrheit von seiner Partei nominiert worden.
Haub, 59 Jahre alt, Vater von vier Kindern, bringt ein breit gefächertes Profil mit: vom Biowinzer über die kommunalpolitische Verantwortung als Ortsbürgermeister bis zur Entwicklung digitaler Lösungen in der Getränkeindustrie. Beruflich leitet er Produktentwicklungsprojekte, unter anderem für alkoholfreie Getränke und aromatisierte Produkte, erarbeitet selbst praxisnahe Software und kennt so die Herausforderungen digitaler Transformation aus erster Hand.
Haub will die VG zukunftsfest weiterentwickeln – mit einem Dreiklang aus ökologischer Verantwortung, wirtschaftlicher Vernunft und bürgernaher Digitalisierung. Dabei sieht er sich als pragmatischen Macher mit starker kommunalpolitischer Verwurzelung, auch mit Blick auf Natur- und Klimaschutz. Die kommenden Jahre wertet er als entscheidend für die kommunale Zukunft. Zentrale Aufgaben sind für ihn der demografische Wandel, die Klimakrise sowie die Stärkung des Ehrenamts.
Seine Vision für das Ende der Amtsperiode im Jahr 2033 lautet: „Die Verbandsgemeinde ist digital optimal aufgestellt, klimafreundlich im Alltag, mit starken Ortskernen und engagierten Menschen, die ihre Zukunft mitgestalten – und mit einem Bürgermeister, der zuhört und ermöglicht.“
Die bereits angestoßene kommunale Wärmeplanung innerhalb der VG ist für ihn ein zentrales Handlungsfeld. Er möchte Beratungsangebote für Bürgerinnen und Bürger mitentwickeln, inklusive Paketlösungen für den Heizungswechsel. Seine Devise lautet: „Gas ist auf lange Sicht keine Option – wir müssen raus aus der Abhängigkeit und stattdessen auf alternative, erneuerbare Energien setzen.“
Ein gutes Beispiel für den Einsatz alternativer Energien sei die neue Hohberghalle in Lörzweiler: Bereits vor Beginn der Coronapandemie und des Ukraine-Kriegs sei das Gebäude zukunftsweisend geplant worden. Haub dazu: „Mittels Geothermie, Photovoltaik und ein wenig zugekauftem Ökostrom betreiben wir unser Bürgerhaus klimaneutral.“
Bei der Energiewende setzt der Kandidat auf freiwillige Umsetzung statt Verbote. Konkret will Haub mit neutralen Beratungen unter anderem die ökonomischen Vorteile aufzeigen, die erneuerbare Energien auf mittlere und lange Sicht bieten. Zur Beratung gehören konkrete Berechnungen zur Investition mit umfassenden Informationen zu Fördermöglichkeiten und auch die Motivation, sich nachbarschaftlich gemeinsam um eine Alternative abseits fossiler Brennstoffe zu kümmern.
„Zusammenschlüsse führen meist zu günstigeren Alternativen als Maßnahmen jedes Einzelnen.“ So sei es zum Beispiel möglich, gemeinsam kleine Geothermieanlagen zu nutzen. Auf diese ökonomischen Möglichkeiten aktiv hinzuweisen und den wirtschaftlich tragfähigen Rahmen klar zu definieren, werde die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Notwendigkeit des ökologischen Umbaus mit Sicherheit erhöhen, sagt er.
Steffan Haub will außerdem die Ortskerne erhalten und Leerstände innerorts vermeiden. Statt nach außen weiter zu wachsen will er die Ortsmitten attraktiver gestalten: „Ich befürworte maßvolles Wachstum, und in Zeiten des demografischen Wandels in erster Linie die Erhaltung lebendiger Ortskerne.“ Neue Flächen sollten in erster Linie genutzt werden, um das Wohnen der Zukunft zu ermöglichen: altersgerecht, generationenübergreifend und mit entsprechender Infrastruktur innerorts.
„Wenn man älter wird und nicht mehr so mobil ist, möchte man doch gern weiterhin und leicht erreichbar alle zentralen Möglichkeiten des Wohnorts nutzen können,“ führt Haub aus. Als konkretes Beispiel nennt der Bürgermeister den gegründeten Verein „Wohnen in Lörzweiler“. Zur ersten Sitzung kamen mehr als 25 Personen, das Interesse am Thema ist groß. Die Bürger bringen sich aktiv ein, der Verein soll eine Genossenschaftsgründung vorbereiten. Die Gemeinde Lörzweiler befindet sich seit einigen Jahren mit „WohnPunkt RLP“ in einem stetigen Prozess zur Umsetzung altersgerechten Wohnens. Haub kann konkret machbare Möglichkeiten aufzeigen und will die Erfahrungen aus Lörzweiler den anderen VG-Kommunen vermitteln.
Herausforderungen durch ausufernde Bürokratie oder alternde Infrastrukturen sieht Haub auch als Chance für bedarfsangepasste Neuausrichtungen. Beispielsweise stehe in der VG-Verwaltung aktuell die Einführung eines Dokumentenmanagementsystems bevor. Haub will dabei seine Erfahrung aus der Softwareentwicklung einbringen und persönlich auf die anwenderfreundliche Umsetzung drängen. Ziel soll die Vereinfachung der Kommunikation für Bürger und die der Arbeit für Mitarbeitende gleichermaßen sein.
Der Abbau von Bürokratie solle neue Formen des Engagements ermöglichen und sichtbar zeigen, dass das Ehrenamt in der VG, das er als das Fundament des Miteinanders beschreibt, zählt. Solchen Einsatz kennt er aus eigener Erfahrung bei der Freiwilligen Feuerwehr und verschiedenen Vereinen. „Ehrenamtliche Arbeit ist die Kür unserer Lebensqualität. Wer sich engagiert, verdient Respekt, Unterstützung und einen direkten Draht zur Verwaltung – und den will ich ganz persönlich bieten.“
Haub ergänzt, dass er nur dank einer überzeugenden Nachfolgelösung in Lörzweiler angetreten sei. Voraussetzung war zudem die einstimmige Zustimmung seiner Familie, die ihm Rückhalt und Kraft gibt.
Seine Devise sei Zusammenarbeit auf Augenhöhe, und zwar nicht nur als Leiter von rund 165 hauptamtlichen Mitarbeitern, sondern auch im Rat und in den Ausschüssen der Verbandsgemeinde: „Mir sind Zuhören, offener Austausch, Beteiligung und Verlässlichkeit besonders wichtig.“