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Weichen für Klimaschutz und Ortsentwicklung Impulse >>>Gemeinderat beschließt neue Lenkungsgruppe, mehr Bäume und sichere Sporthalle

Der Ortsgemeinderat tagte im historischen Rathaus. Foto: Sabine Longerich

BODENHEIM – Gleich mehrere richtungsweisende Entscheidungen hat der Ortsgemeinderat Bodenheim in seiner jüngsten Sitzung getroffen. Im Mittelpunkt standen die künftige Ausrichtung der Ortsentwicklung, Maßnahmen zum Klimaschutz sowie die Sicherheit der Sporthalle „Zum Guckenberg“.

Viel Raum nahm die Diskussion um die künftige Ortsentwicklung ein. Sanierungsberater Stefan Lösch, der seit 2010 die Fördermaßnahmen in Bodenheim begleitet, machte deutlich, wie erfolgreich die bisherige Förderung bis Ende 2026 gewirkt hat: 58 private Projekte im Ortskern wurden mit rund 570.000 Euro bezuschusst, was ein Investitionsvolumen von 17,2 Millionen Euro auslöste. „Das Geld blieb in der Region, sicherte Arbeitsplätze und kam auch öffentlichen Projekten wie dem Kirchenvorplatz, dem Quartiersparkplatz in der Ölmühlstraße oder der Ortskernsanierung zugute“, so Lösch. Doch er verwies auch auf offene Baustellen: Die Erneuerung einiger Straßenbereiche wie Pfarrgasse und Langgasse, zusätzliche Stellplätze oder die Schaffung bezahlbaren Wohnraums seien bislang nicht umgesetzt worden.

Bürgermeister Jens Mutzke (SPD) betonte die Notwendigkeit, ergebnisoffen zu diskutieren, und stellte die Frage: „Wo wollen wir eigentlich hin? Erst, wenn wir uns darüber im Klaren sind, geht es um die passenden Förderungen.“ Lösch empfahl die Einsetzung einer autarken Lenkungsgruppe unter starker Bürgerbeteiligung, die sich neuen Ansätzen, aber auch liegengebliebenen Vorhaben widmen soll. Als Beispiele nannte er etwa Fassadenbegrünung im Ortskern, Starkregenschutz kombiniert mit Ortsverschönerung oder die Umwandlung ehemaliger Gewerbeflächen in urbane Gebiete. Einstimmig beschloss der Rat, eine Lenkungsgruppe einzusetzen, und verwies die genaue Ausgestaltung der Gruppe in den Fachausschuss.

Ebenfalls einstimmig beschlossen wurden Baumnachpflanzungen mit Unterstützung des Förderprogramms „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“ (NKK). Nicht nachvollziehbar war den Ratsmitgliedern allerdings die Einteilung der Verwaltung in förderfähige und nicht förderfähige Bäume. Die 207.000 Euro für geplante Baumpflanzungen werden zu 80 Prozent durch die KfW gefördert. Hinzu kommen nochmals 80 Prozent Förderung für die auf drei Jahre befristete Pflege der Anpflanzungen, die mit 29.250 Euro beziffert wurde. Der Eigenanteil der Ortsgemeinde von 20 Prozent wird ab 2026 im Haushalt berücksichtigt. Über Anzahl und Art der Bäume entscheidet der zuständige Fachausschuss.

Darüber hinaus informierte Mutzke über einen schönen Erfolg: Ein Antrag der Gemeinde zur Umsetzung des NKK-Programms hat Fördergelder in Höhe von 189.000 Euro für Straßen- und Einzelbäume sowie rund 137.000 Euro für die Umstellung auf ein naturnahes Grünflächenmanagement eingeworben. Mit den Zuwendungen wird die Gemeinde künftig auch eine halbe befristete Stelle zur Pflege und Entwicklung der Grünflächen finanzieren können. Jens Richterich, Fraktionschef der Grünen im Gemeinderat, äußerte sich nach der Sitzung zufrieden: „Zusammen mit der Verwaltung und insbesondere mit der Umweltbeigeordneten Heidi Veit-Gönner (Grüne) hat unsere Fraktion sich sehr für diese Förderung eingesetzt. Wir sind froh, dass in Bodenheim endlich wieder mehr Bäume gepflanzt werden.“

Ein drittes zentrales Thema betraf eine der beiden Bodenheimer Sporthallen. Nachdem wiederholt Wasserschäden aufgetreten waren, hatte ein Fachbüro die Dach- und Deckenkonstruktion überprüft. Das Ergebnis: Die Standsicherheit des Gebäudes ist nicht gefährdet, dennoch wird die Demontage der Decke wegen möglicher Gefahren für die Nutzer empfohlen. Die Meinungen dazu gingen auseinander. SPD-Ratsmitglied Tomas Glück äußerte Vorbehalte gegen die Empfehlung des Sachverständigen: Wichtige Unterlagen über vorangegangene Sanierungen hätten dem Büro nicht vorgelegen, zudem drohe nach Entfernung der Decke eine erhebliche Lärmbelastung, die im schlimmsten Fall zur Schließung der dringend benötigten Halle führen könne.

Demgegenüber stellten Bau-Beigeordneter Martin Acker (CDU), weitere Ratsvertreter aus den Fraktionen und auch Ortsbürgermeister Mutzke die Sicherheit in den Vordergrund. „Nach Sichtung der Fotos konnte ich nicht mehr ruhig schlafen“, so Wolfgang Kirch (CDU). Und weiter: „Wir dürfen kein Risiko eingehen.“ Der Rat stimmte schließlich mit nur einer Gegenstimme der sofortigen Demontage der Decke zu. Außerdem wurde ein SPD-Antrag auf Einrichtung eines Fahrradleihsystems (vorzugsweise E-Bikes und Lastenräder) einstimmig an den Fachausschuss verwiesen.

 

Sabine Longerich