
NIEDER-OLM – „Warum verteidigt der normale deutsche Bürger die Demokratie nicht?“ Angesichts der Gelassenheit, ja der Gleichgültigkeit, mit der Teile der Bevölkerung auf aktuelle demokratiefeindliche Tendenzen reagieren, sind dies berechtigte Fragen, finden Christoph Maasch und Sven Marko Schmidt. Das „freie taw-theater am werk“ aus Koblenz spannte im Programm „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben“ den Bogen von den 1920er- und 1930er-Jahren ins Heute und zu unserer Verantwortung. Und die ist groß, denn: „Es heißt immer Hitlers Machtergreifung. Da wurde nichts ergriffen. Der wurde gewählt.“
Im Nieder-Olmer Camarahaus lasen und spielten die beiden mitreißende Texte, zum Beispiel von Kurt Tucholsky und Erich Kästner. Menschenwürde und Menschenrechte, die zentralen Werte der Demokratie, standen dabei im Mittelpunkt. Eindrucksvolles Theater, das mit sparsamer Mimik und Gestik ganz auf die Kraft des Wortes setzte– und auf die stimmungsvollen musikalischen Akzente der Gitarristin Katrin Zurborg. Eingeladen dazu hatte das Nieder-Olmer Bündnis für Demokratie, Vielfalt und Toleranz, das sich parteiübergreifend seit bald zwei Jahren mit vielfältigen Veranstaltungen für den Fortbestand der Demokratie wie wir sie kennen einsetzt. Für die kommenden Monate stehen weitere spannende Veranstaltungen auf dem Programm.
Und warum wagen immer weniger Menschen den offenen Diskurs und den Austausch von Argumenten? Wo bleibt der Respekt vor anderen Meinungen und Sichtweisen? Für das taw-Theater ist klar: „Wir müssen reden. Wir müssen die Dinge aussprechen und die Menschen ansprechen.“ Denn frei nach Arthur Schopenhauer sind wir nicht nur dafür verantwortlich was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ Also, zum Schluss die Aufforderung von Maasch und Schmidt an die rund 70 Gäste im Camarahaus: „Sitzen sie nicht so da, machen sie mal was. Es geht ja nicht nur um uns.“ Zum begeisterten Schlussapplaus hat es schon mal geführt.
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