Start Gesellschaft „Rhoihessisch in Wort un Mussig“  Laubenheim babbelt, singt und lacht fürs Kirchlein

„Rhoihessisch in Wort un Mussig“  Laubenheim babbelt, singt und lacht fürs Kirchlein

Hildegard Bachmann (links) und Claudia Presser waren „fürs Gebabbel“ zuständig. Foto: Sabine Longerich

LAUBENHEIM – Im evangelischen Gemeindezentrum Mainz-Laubenheim war kürzlich wieder „volles Haus“, und zwar so voll, dass Friedhelm Kärcher, Vorsitzender vom Erhaltungsverein des Evangelischen Kirchleins, schon halb im Scherz warnte: „Demnächst muss ich für die Benefizveranstaltung die Rheingoldhalle mieten – und das, obwohl ich gar keine Werbung gemacht habe.“ Und wer an desem Abend im Saal stand – sitzen war ja Luxus – der hat’s geglaubt: brechend voll, Stimmung wie an Fastnacht, nur ohne Kater am nächsten Morgen.

Auf der Bühne: die Mundartisten – das Trio um Claudia Presser, Matthias Keil und Jens Teschner, unterstützt von Tonmeister Michael Horber. Seit über 13 Jahren treten sie ohne Honorar in Laubenheim auf, seit rund acht Jahren für den besonderen guten Zweck: das kleine evangelische Kirchlein vor dem Verfall zu bewahren. Diesmal hatten sie einen Special Guest dabei: Hildegard Bachmann, das „Draaser Meedsche“ mit dem trockensten Mainzer Humor seit Erfindung des Paarweck.

Los ging’s musikalisch: Teschner und Keil, mit Gitarren, Banjo, Mundharmonika und Löffeln ausgestattet, heizten ein mit „Jetzt geht’s los“, fragten das Publikum schelmisch „Warum seid ihr eigentlich da?“ – die Antwort kam in Form von Taktklatschen, begeisterten Zurufen und einer Stimmung, die sofort von Null auf Meenzer Lebensfreud’ sprang. Claudia Presser steuerte das Stück „200 Jahre Rheinhessen“ bei, samt dem Motto, das im Saal besonders gut ankam: „Was de heute kannst entkorke, des verschiebe net uff morge!“

Dann trat Hildegard Bachmann ins Rampenlicht, die behauptete, sie habe immer noch „furchtbar Ängst“ vorm Auftreten – was ihr niemand glaubte, spätestens nachdem sie beichtete, sie sei „in Wiesbade gebore“, aber „man höre es ihr Gott sei Dank nicht an“. Mit ihren Erinnerungen aus der Lesung in einer Mainzer Grundschule („Frau Bachmann, können Sie eigentlich Deutsch?“) und ihrem Vortrag vom „heilige Paarweck“ brachte sie den Saal zum Schunkeln.

Blues mit Triolen in Moll und Dur – Matthias Keil (links) und Jens Teschner gaben alles. Foto: Sabine Longerich

Zwischendrin ließen die Musiker die Post abgehen: Moll, Dur, Blues, Rock, Triolen – „was eigentlich nie klappt“, klappte heute perfekt. Der Song „Besser kein Handschlag“ erinnerte augenzwinkernd daran, dass Bakterien keine Ferien machen. Großes Gelächter gab’s auch bei Bachmanns Episoden: Marie lernt beim Kochen, warum die Wurstzipfel ab müssen, und Grabscher Karl verliert die Perücke bei der Fastnachtssitzung – pure Mundart-Goldstücke.

Besonders gefeiert wurde das Lied „Wilma mach uff es Tor“, die rheinhessische Antwort auf „Knockin’ on Heaven’s Door“. Und Bachmanns Bericht von der türkischen Hochzeit – „zwölf Stunde tanze, nix zu esse außer Kichererbsen“, und als endlich der Hähnchenwagen kam, war’s zu spät – trieb den Leuten die Lachtränen in die Augen.

Dieser Abend hat allen Spaß gemacht: Hildegard Bachmann, Claudia Presser, Matthias Keil, Michael Horber und Jens Teschner (von links). Foto: Sabine Longerich

Höhepunkt des Abends war der große Kanon des Publikums: Laut den Musikern „800 Leit“ im Saal, laut Zählung „über 1000“, tatsächlich vielleicht 150 – aber der Spaß war echt. Drei Saal-Sektionen sangen „In the Jungle, the mighty Jungle“ in der Laubenheim-Version: „In dem Keller, dem tiefe Keller, de Neie gärt heit Nacht …“ und das sei gefährlich, darum müsse „man`s Kerzche beim Nunnergehe anmache“. Dreistimmig mit anschwellender Lautstärke. Da blieb kein Auge trocken.

Den emotionalen Abschluss bildeten die emotionale Fassung des Mainzer Lieds von „Becker ohne Stecker“ und dazu passend Bachmanns gefühlvolles Gedicht über die geliebte Landeshauptstadt, bevor die verdiente Zugabe kam: „Du bist Laubenum“ – ein musikalisches Hohelied auf den Stadtteil, der wieder einmal gezeigt hat, dass man hier ohne Honorar, aber mit viel Herz singt, babbelt und feiert. Ein Abend, „wie de Schnabbel gewachse is“, wie Claudia Presser schmunzelnd betonte. Ein großes Dankeschön ging am Ende nicht nur an die Künstlerinnen und Künstler, sondern auch an alle ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die in gewohnt herzlicher Manier für Speisen und Getränke gesorgt hatten.