FINTHEN – Wenn der Finther Carneval Verein (FCV) es wollte, könnte er einige Abende mit dem Fastnachtsprogramm in der Wirtschaft füllen. Restlos ausverkauft sollen alle drei „Finther Abende“ im Gasthaus „Zum Turnerheim“ sein. Doch das wolle der Verein gar nicht, wie der FCV-Vorsitzende Volker Conradi verriet.
Seit einigen Jahren belebt der Verein die ursprüngliche Form der Fastnacht, jene in einer „Wertschaft“, und das mit vollem Erfolg. Ohne dass die Qualität der politisch literarischen Art nach Mainzer Rezept vernachlässigt worden wäre. Im Gegenteil. Was die knapp 50 Gäste in dem Kleinstforum stellte sie vollends zufrieden, was auch an den leckeren Speisen wie Schnitzel und Flammkuchen lag.
Einen Matador der närrischen Rostra nach dem anderen schickte das Moderatorenduo Sylvia Weber und Andreas Gladden in die Schlacht gegen Mucker und Philister. Zu aller erst Max Bohland, den „Kleinen Obermessdiener“, eine Miniaturausgabe der Obermessdiener-Ikone, Andreas Schmitt. Das 10-jährige Nachwuchstalent der „Eiskalten Brüder“ war nicht auf den Mund gefallen: „Wie soll es bei den Pfarrern bei der Predigt klappen, wenn sie niemals eine Predigt von einer Frau sich anhören mussten.“
Eine Persiflage auf Robert und Carmen Geiss brachten Leo Vella und Karl Otto Eller mit. „Hungrig einkaufen ist wie besoffen flirten“, lautete „Roberts“ Verbot an Shopping Queen „Carmen“. Thomas Heigert bracht als „Wiesbadener“, der es rechtzeitig zum Auftritt „über die Brück‘ geschafft hat“ eine Lanze für das Nachbarvolk. Warum? „Ich setz mich für Minderheiten ein. Nächstes Jahr werd‘ ich Finther sein.“ Letztendlich outete er sich als Mainzer und er setzte einen drauf: Wiesbadener seien ein von Gott gesegnetes Volk: „Sie können den ganzen Tag nach Meenz gucke.“
Gunter Raupach gab in Bestform eines politisch-literarischen Vortrags „Bischof Willigis“ „Wir brauchen endlich in diesem Land nicht Links nicht Rechts, sondern gesunden Menschenverstand.“ Als „Nachtkapp aus Meenz“, eine personifizierte Schlafmütze, belustigte Matthias Bott vom Mainzer Narrenclub die Narrenschar. „Ich leb‘ komfortabel, es könnt schöner nicht sein, leb in der WG mit der Mama daheim.“
Auf „Kreuzfahrt“ ging Ute Schreiner gemeinsam mit ihrer Oma. Ihre Reime profitierten vielfach vom Kopfkino der Gäste. Schreiner, die bei der Haubinger Fastnachtsgesellschaft zu Hause ist, sorgte später mit einem Schlagerpotpourri für ausgelassene Stimmung der Wertschaft. Bejubelt hatte das Publikum den Auftritt von Harry Borgner mit der Gitarre.
Eine Premiere beim Finther Abend war das Eine-Frau-Ballett mit Jasmin Wolfert von der Mainzer Husaren Garde. In die ehrwürdigen Reihen des Komitees nahm der FCV Fritz Schwinn auf.