EBERSHEIM – Aufs Schärfste verurteilt haben die Fraktionen im Ebersheimer Ortsbeirat die Schändung der Stolpersteine, die sich am 28. August nur kurze Zeit nach der Verlegung des Gedenksteins für Isaak Goldschmitt ereignet haben soll. Wie Ortsvorsteherin Anette Odenweller (CDU) in der jüngsten Sitzung des Gremiums berichtete, sei kaum eine Stunde nach der Gedenkveranstaltung an der Schulrat-Spang-Straße festgestellt worden, dass „der Kopf einer Rose, die zuvor zum Gedenken dort abgelegt worden war, abgerissen und in den Rinnstein geworfen wurde“. Der Stolperstein selbst sei „mit einer braunen unbekannten Flüssigkeit überzogen“ gewesen. Von den Tätern fehle jede Spur, so die Ortsvorsteherin. Sie dankte im Zusammenhang mit dem Gedenkereignis Herbert Poensgen für die akribische Arbeit, dank der die Todesumstände von Isaak Goldschmitt rekonstruiert werden konnten sowie Martin Steinmetz vom Mainzer Kulturamt für die Unterstützung.
Die Recherche sei schwierig gewesen, da der 1885 geborene Goldschmitt in einem so genannten „Judenhaus“ in Mainz und nicht in einem Vernichtungslager gestorben sei, erläuterte Odenweller. Auf Nachfrage der Lokalen erläuterte Steinmetz, dass in den so genannten „Judenhäusern“ die jüdische Bevölkerung vor der Deportation und zum Zwecke besserer Überwachung konzentriert worden sei.
Über die Verunreinigung des Stolpersteines sagte Hubert Heinemann (SPD): „Die schändliche Tat muss eine Warnung für alle Demokraten sein.“ Er finde es, „sehr bedrückend, dass es offenbar nach wie vor Menschen in der Ebersheimer Gesellschaft gibt, die jüdische Lebensweisen verachten und den Umgang mit ihnen im so genannten Dritten Reich nach wie vor gut heißen“. Für die Christdemokraten stellte Torsten Schwarzer fest: „Die Beschädigung oder Zerstörung der Stolpersteine ist für uns nicht hinnehmbar.“ Er gab zugleich zu bedenken, dass „die Stolpersteine ein Projekt gegen das Vergessen“ seien, insofern müsse man sich fragen: „Schleicht sich das Vergessen nicht etwa schon ein?“ Matthias Gill (Grüne) erinnerte an die „Jahrhunderte lange jüdische Kultur, die ein fester Bestandteil des Lebens in Ebersheim gewesen war“. Das Dritte Reich habe sie „komplett ausgemerzt und ausgelöscht“. Die Stolpersteine seien für den Erhalt der geschichtlichen Erinnerung enorm wichtig. Für die FDP sagte Dieter Jung: „Ich war über die Tat erschüttert. Ich hoffe, dass die Täter dingfest gemacht werden und für die Kosten zur Rechenschaft gezogen werden.“
Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm der Ortsbeirat den Antrag der CDU an, mit dem die Stadt um die barrierefreie Umgestaltung der Bürgersteige an den Zebrastreifen gebeten wird. „So, wie es bereits teilweise geschehen ist“, stellte Torsten Schwarzer fest.