Start Gesellschaft Aufbruch nach Tirol Kirche >>>Pfarrer Tobias Geeb verabschiedet sich aus Hechtsheim und...

Aufbruch nach Tirol Kirche >>>Pfarrer Tobias Geeb verabschiedet sich aus Hechtsheim und Ebersheim

Als Vorbild und als Bild auf einem Kissen: Philipp Neri begleitet Pfarrer Tobias Geeb nun nach Tirol. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

HECHTSHEIM/EBERSHEIM – Scheidewege gehören zum Leben. An einer Weggabelung steht jetzt Pfarrer Tobias Geeb. Ende August wird er die Pfarrei und den Dienst als Priester für die Katholiken aus Hechtsheim und Ebersheim aufgeben. „Ich werde kein Pfarrer, kein Kaplan, sondern Pater und Seelsorger sein.“ In einem geistlichen Zentrum in Tirol will er jene Berufung testen, die er irgendwie schon immer spürte. Mit einem Pater und voraussichtlich zwei weiteren Männern wird er in ein Klostergebäude in Kufstein ziehen und ein Exerzitienhaus übernehmen. Die Gruppe wird vor Ort für die Seelsorge in einem Bereich zuständig sein, das ein Teil von Tirol und ein Teil von Bayern umfasst. Für die Aufgabe habe ihn der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf freigestellt, so Geeb. „Dafür bin ich ihm dankbar.“ Es wird keine Einbahnstraße sein: Er könne jederzeit zurückkommen, habe ihm der Bischof versichert. Doch noch hat die Reise nicht begonnen. Was er in Tirol finden will, klingt weniger nach einem beruflichen Wechsel. Vielmehr nach der Suche nach dem guten Sinn für sein Leben.

Im Gespräch erzählt Geeb von der Entscheidungsfindung, die ihn bereits längere Zeit beschäftigt. Dazu zählt auch ein Eingeständnis: „Ich habe einfach nicht die Gaben, Dinge so zu strukturieren“, gesteht er im Rückblick auf die Pfarrerrolle. Zur Bemerkung, die Gläubigen könnten ihn dennoch tadeln, er lasse die Schäfchen in der Not, gesteht er offen, den Vorwurf habe er sich auch gemacht. Er geht – nach Abwägung aller Argumente für und wider –  trotzdem. „Ich will nicht länger in einer Position verharren, in der ich meine Talente und Gaben nicht vollständig ausleben kann. Meine Aufgabe ist, als Leiter anderen zu ermöglichen, dass sie in ihre Berufung kommen, in ihre Gaben, in ihre Talente. Und ich selber, was mache ich? Ich muss das auch machen.“

An der Entscheidung wirkten mehrere Personen mit. „Ich habe Supervisionen gehabt, wo der deutliche Hinweis kam, mal zu überlegen, ob ich das überhaupt will, was ich bisher gemacht habe.“ Die Unterstützung, die er auf diese Weise von den Kollegen und Vorgesetzten erhielt, habe ihn bestärkt. Zudem wollte er nicht eine Stelle blockieren, an der er saß, „obwohl ich da gar nicht richtig bin,“ verrät er. Die Nachfolge für die Pfarrei ist inzwischen geregelt. Michael Tomaszewski, ein ehemaliges Teammitglied, wird Geebs Position übernehmen. „Er war sogar hier im Team, kennt schon den ganzen Prozess. Ich bin dankbar, dass ich den Versuch wagen darf“, fährt Geeb fort. In die Freiheit entlassen und eine Berufung herausfinden: Das klingt nach einer tiefen Sehnsucht oder einer spirituellen Reise. Sie wird auch eine Rückkehr zu eigenen Wurzeln sein. „Als ich 20 Jahre war, habe ich schon ein Buch über Philipp Neri gelesen.“ Die Persönlichkeit des Heiligen der katholischen Kirche haben ihn stark angesprochen. Die finanzielle Unsicherheit, die mit dem Wegzug nach Tirol einhergeht, schreckt Geeb nicht ab. „Klar, ich verzichte im Moment auf ein sicheres Gehalt. Aber das Haus wird uns auch ein Stück weit freihalten. Wir werden dort Zimmer vermieten. Wir werden gucken, wie trägt sich das.“ Das Projekt finanziert sich zudem über einen Verein, der extra zu diesem Zweck errichtet worden ist.
Mit einem Benefizkonzert zur Sanierung der historischen Orgel unter dem Motto „Über die Liebe“ mit Texten über Philipp Neri will Geeb einen musikalisch-geistlichen Schlussakkord an der Weggabelung in seinem Leben setzen. An der Orgel spielt am Freitag, 23. August, um 19 Uhr in St. Pankratius Robert Kovács, Titularorganist der Wiener Augustinerkirche.

 

Gregor Starosczyk-Gerlach