MARIENBORN – Eine Moderation gab es nicht. Das Motto des Abends in der katholischen Pfarrkirche St. Stephan lautete „Musik und Stille“ und am Ende gab es tosenden Applaus. Beim Jahreskonzert des Musikvereins 1966 Marienborn stimmten Musiker und Gäste sich mit ruhigen, besinnlichen bis hin zu gewaltigen Tönen auf Weihnachten ein. Und dass die festlich geschmückte Kirche, die voll besetzt war, wieder einmal eine gute Wahl für das Konzert war, zeigte sich schon im ersten Beitrag „The Glory of Love“. Die Musiker rollten die Töne wie einen gewaltigen Klangteppich vom Altarraum über das gesamte Kirchenschiff bis hinauf zur Orgelempore aus und nahmen das Publikum auf eine musikalische Reise mit. Das Spiel des Orchesters war perfekt abgestimmt, Dirigent Nico Leikam führte seine Musiker mit ausgezeichnetem Takt durch die insgesamt neun einstudierten Stücke.
Als zweites Werk hatte sich der Musikverein das irische Lied über einen 15 Jahre alten Auswanderer ausgesucht, der voller Hoffnung nach Amerika reiste, um dort auf der „Isle of Hope, Isle of Tears“ – Ellis Island in der New Yorker Hafenmündung – in die Fremde ging, die eigene Heimat Irland nur noch im Kopf. Dem Orchester gelang es, die Gefühle Wut, Enttäuschung und Freude der Auswanderer in der Musik an das Publikum abzugeben, und sorgten so für Gänsehautmomente und den ersten großen Applaus. In „My Dream“ steht die Trompete im Vordergrund, „Fein sein, beieinanderbleiben“ wirkt urig gemütlich. Das Publikum lehnt sich zurück und genießt teils mit geschlossenen Augen.
Natürlich hat Leikam als musikalischer Leiter des Abends auch die weihnachtlich angehauchten Werke nicht vergessen. So ertönt eine Adventsmelodie, die ein Potpourri aus bekannten und weniger bekannten Weihnachtsliedern ist, „Mary’s Boy Child“ bringt sogar etwas Karibik in die Pfarrkirche. Das macht Spaß und klingt kein bisschen altbacken. Und dass auch die Musiker Freude haben, kann man regelrecht hören.
Mit dem „In Exelsis Deo“ (Paraphrase Judas Macabeos) klingt das einstündige Konzert aus. Das Publikum klatscht stehend Beifall, es gibt Bravorufe und dann verselbständigt sich der Applaus zu einer Forderung nach einer Zugabe. Diese kommt in Form des allen bekannten Weihnachtsliedes „O du Fröhliche“, das das Orchester mit allen Gästen anstimmt. Es ist eine hervorragende Akustik, die den Konzertabend mit zu dem macht, was er ist: eine wunderbare Stunde des Ausruhens und Besinnens. Draußen drückt ein beginnender kalter Nebel und lässt die beleuchtete Tanne in diffusem Licht erscheinen, drinnen aber gehen die Herzen auf und lassen sich ein auf eine ruhige Zeit, auf Weihnachten.
kga