HECHTSHEIM – Für die Bigband des Musikvereins Hechtsheim ist dieser Auftritt ein ganz besonderer. Einmal im Jahr nämlich spielt das Ensemble nicht als gebuchte Band für einen Anlass, einmal im Jahr ist sie selbst der Anlass und ihre Musik wird zum reinen Selbstzweck gespielt. Und das findet typischerweise in der Hechtsheimer Radsporthalle statt, so auch dieses Mal.
Opener ist ein Titel, der ganz unpathetisch einfach nur „The Opener“ heißt, ein Name, dem er allemal gerecht wird. Denn eigentlich ist bereits „alles drinnen, was bei einer Bigband dazugehört“, erklärt Dirigent Heiko Hubmann im Anschluss. Denn als solche ist das knapp 20-köpfige Ensemble zu verstehen. Das wird bei einem Blick in das Programm schnell deutlich. Entweder befinden sich dort Klassiker der Jazzmusik, vorzugsweise Swing, oder bekannte Pop- und Rocklieder, die für eine Bigband arrangiert wurden. So ist es beim dritten Titel „The Power Of Love“ von Huey Lewis & the News, der im Gewand der Bigbandmusik mindestens so frisch und poppig klingt wie im Original aus den 80ern.
Aber kann die Band auch ruhig und getragen spielen? Auf jeden Fall, wie beim Titel „How do I look In Blue“ anschaulich gezeigt wird. Dieses Stück steht für eine andächtige, melancholische Stimmung, die zur Jazzmusik ebenso unverwechselbar dazugehört wie der schnelle Swing. Elisabeth Brändle zeigt als erste Sängerin des Abends beim Stevie-Wonder-Klassiker „I wish“, dass auch Funk perfekt mit Bigbandmusik kombinierbar ist. Die zweite Gesangsnummer „Feeling good“ wird von Rüdiger Schäfer gesungen. Mit Nina Simone und Michael Bublé wurde das Stück gleich durch zwei ikonische Sänger erster Klasse geprägt, deren große Fußstapfen Schäfer aber ohne Abstriche füllen kann. Mit „Woodchoppers Ball“ wird die Pause von einem Klassiker der Swingmusik eingeleitet.
Auch wenn der professionelle Sound darüber hinwegtäuscht, besteht die Band, wie Sandra Noak als leitendes Mitglied erzählt, ausschließlich aus Amateurmusikern. Die Bigband ist ihr Hobby, das sie über den Musikverein Hechtsheim ausführen. Die Stücke werden meist vom Leiter Heiko Hubmann ausgewählt und dann arrangiert. Vielleicht ist aber gerade der wenig kommerzielle Charakter der Band der Grund für ihren einzigartig unbeschwerten Klang. Das und die Tatsache, dass sie bereits viele Jahre zusammenspielen. Ein eingespieltes Team eben.
Der zweite Teil wird von „Sweet Lucy“, einem schnellen, beschwingtem Bigbandklassiker, eingeleitet. Das Stück „A Dream of you“ von Count Basie ist für Hubmann der persönliche Höhepunkt das Abends, wie er erzählt. Auch sticht „Frauen regieren die Welt“ von Roger Cicero als einziger deutscher Titel und „Got to get you into my Life“ von den Beatles heraus.
Natürlich ist der Applaus so laut, dass es nach dem letzten Titel „You’re the Cream in my Coffee“ gleich zwei Zugaben gibt. Eigentlich ist es schade, dass „Swinging Hexem“ nur einmal im Jahr stattfindet. Denn die Band und ihre Musik haben jede Berechtigung, ganz ohne äußeren Anlass nur für sich selbst zu stehen.
Johannes Preyß