GONSENHEIM – „Seveneleven“ sollte eigentlich die etwas kürzere Sitzung des Gonsenheimer Carneval-Vereins sein. Doch bei zahlreichen Zugaben und einer geballten Ladung Frohsinn im Saal war das kaum einzuhalten. Sitzungspräsident Sebastian Grom war sich dessen schon zu Beginn der Veranstaltung sicher.Allerlei Missstände im Land nahm Erhard Grom bereits in seinem Protokoll ins Visier. Ob Bahnstreik, Medikamentenmangel oder Haushaltsloch, der Protokoller sorgte für klare Worte bezüglich aller Probleme, die die Bevölkerung in jüngster Zeit bedrücken. „Bei Cannabis vermut‘ ich glatt, dass der längst ein Gewächshaus hat“, lautete Groms Statement zu Karl Lauterbach und der Cannabis-Legalisierung. Auch nutzte er die Bütt für klare Worte zu den durch Protestwähler verursachten Bedrohungen. Nach acht Jahren als Protokoller mit politisch-satirisch geschliffenen Versen gibt der routinierte Redner den Staffelstab an Tochter Christina ab, die ab der nächsten Kampagne in die Fußstapfen ihres Vaters treten wird. Die neue Protokollerin freut sich riesig auf ihr künftiges Amt und sieht einen Vorteil darin, dass sie nach dem Protokoll den Rest der Sitzung genießen kann und der Wein noch nicht leer ist.
Erdal der Froschkönig alias Maurice Müller nennt sich „Mager Qua(r)k“ als Frosch auf Diät. Seit seine Frau bei der Buchung einer Kreuzfahrt auf die Frage nach besonderen Wünschen mit „Nein, Hauptsache getrennte Schiffe“ geantwortet hat, ist er wieder Single. Zur Fastnachtszeit wird der Mönch vom Fastnachtsbrunnen immer lebendig. In diesem Jahr kam der durch Sebastian Grom verkörperte Mönch vom Schillerplatz bei der Sitzung des GCV vorbei und erläuterte, was Finther machen, wenn es sehr kalt wird. Zunächst gehen sie in einen großen Saal, um sich zu wärmen. Wenn es noch kälter wird, gehen sie näher an den Ofen, dann setzen sie sich drauf. Wenn die Temperatur aber weiterhin fällt, schalten sie den Ofen an. „Nicht zu regieren ist besser als falsch zu regieren.“ Dieser legendäre Satz von Christian Lindner klingt wohl jedem noch im Ohr. Der Mönch stellte fest, dass die Ampel beides zeitgleich kann.
Nachdem Ingo (Martin Heininger) einen Computer mit Windows 1 erstanden hatte, beschloss er, mit seinem Freund Karlheinz (Christian Schier) ein Start-up-Unternehmen zu gründen. Eine Idee dazu hat Ingo auch schon: ein KI-Start-up. Karlheinz überlegte; Wenn KI künstliche Intelligenz heißt, bedeutet dann WI auf den Autos „weniger Intelligenz“?
Ganz ohne (künstliche) Intelligenz beantwortete Karlheinz Fragen der Kunden an das Unternehmen: „Elektriker möchte Anleitung, wie er alte Leitungen findet.“ Diese Frage ist für den Jungunternehmer kein Problem: mit einem „wo-Kabel-Heft“.
Mit Nonsens im Sekundentakt versuchte Christoph Seib in seinem Gesangsvortrag die Welt zu retten. Sehr besorgt ist er über die Pisa-Studie, denn es sei das schlechteste Ergebnis seit der Erbauung des Campanile. Da Mainz weltweit führend ist in Weinlese, Traubenlese und Spätlese, ist die Lesekompetenz in der Gutenbergstadt zumindest schon mal gesichert. Eine mathematische Studie führte der Weltretter in der Narrhalla direkt durch und belohnte die richtige Antwort mit einer Flasche Wein. Zur weiteren Weltrettung gründete Seib eine Partei, die BWWW (Bündnis Weck, Worscht & Woi), für die er sofort begeisterte Anhänger fand.
Als Verkehrswende-Tester ließ sich Rudi Hube überzeugen mehr Fahrrad zu fahren und berichtete in einem Couplet über eine missglückte Fahrt von Mainz nach Offenbach, die ihn dann doch wieder zum Auto brachte. Leider gab der talentierte Fastnachter nicht nur seinen Abschied vom Fahrrad bekannt, sondern möchte sich zum Ende der Kampagne auch von der närrischen Rostra zurückziehen.
Als „Kölsche Klüngel“ gab die Herpes House Band einen kurzen Einblick in das karnevalistische Treiben rheinabwärts. Doch nach einiger Zeit outeten sie sich als Mainzer und sangen wieder ihre vertrauten Lieder. „Aktenzeichen XY Mainz“ – wer wäre da für Eduard Zimmermann und Rudi Cerne prädestinierter als die Bockius Brüder? Auch der letzte Fall, bei dem am 11.11. Andreas und Matthias sich gegenseitig am Schillerplatz verloren hatten, wurde aufgelöst und mündete in „Ohne dich“, was niemanden im Saal und wahrscheinlich auch nicht vor den Bildschirmen auf den Plätzen sitzen ließ. Auch das vierfarbbunte Ballett der Füsiliergarde bot wieder eine meisterhafte Choreografie. Laura Heinz ist zwar erst vor einigen Jahren zugezogen, dennoch sind ihre Fastnachtslieder eine Hommage an Mainz und zeigen, wie wohl sich die Stimmungssängerin in der Landeshauptstadt fühlt.
Auf der Suche nach einem verschollenen Mitglied führten die Schnorreswackler-Spuren nach Mexiko, wo die „Mobilentos Mustache“ bei einer „Fiesta de las Muertas“ einiges erfuhren, bevor die spektakuläre Aufführung der Gesangsgruppe ins Finale überging.
Elke Fauck