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BUND-Storchenjahr 2023 mit Freud und Leid Wiederansiedlung von Störchen vor 25 Jahren in Flörsheim

Selbst solche lebensgroßen Plastikstörche halten die echte Adebare nicht vom Nestbau ab - Foto: Horst Usinger

FLÖRSHEIM – Mai 1998: Geradezu euphorisch kam Bernd Zürn von einem Besuch der „Storchenstation Wiesbaden-Schierstein“ zurück. In dem dortigen Wassergewinnungsgebiet brüteten mehrere Dutzend Störche. Das, so die Vision des Flörsheimer BUND‘lers, müsste auch in der Flörsheimer Gemarkung möglich sein. Über viele Jahre war dieses Gebiet so gut wie storchenfrei. Einige Überflieger, aber keine Brut. Das wollten die Flörsheim BUND-Aktiven vor 25 Jahren ändern.

Aufwändige Vorarbeiten
Ein befreundeter Storchenexperte legte zunächst fünf Standorte fest, auf denen – seiner Meinung nach – das Aufstellen von Storchenmasten sinnvoll war. Am 7. Dezember 2000 wurden die beiden ersten Masten auf dem stillgelegten Teil der Deponie Wicker aufgestellt. Ein weiterer Mast im Regenrückhaltebecken in Weilbach sowie je einer an der Traisermühle und der Wiesenmühle folgten.  Wochenlange Vorbereitungsarbeiten und Gespräche, unter anderem mit dem damaligen Stromversorger MKW, waren vorausgegangen. Nach rund zwanzig Jahren waren alle fünf Masten nicht mehr standsicher und mussten entfernt werden. Nur die beiden ‚Deponiemasten‘ waren fast regelmäßig von Störchen zur Brut genutzt, die anderen waren immer leer.

 

Viele Geburten, aber auch viele Tote
Für den BUND Flörsheim war das Jahr 2023  bisher sehr erfolgreich. Nistplätze, die jahrelang leer standen, wurden wieder angenommen. Auch neue Nester entstanden. Überwiegend im Osten der Gemarkung Hochheim im Bereich des Weinguts Schreiber. Fast ausschließlich auf den dortigen Hochspannungsmasten. Sehr zum Leidwesen der BUND‘ler: „Mindestens neun ‚Stromtode‘ wurden mir bisher schon gemeldet“, so Bernd Zürn. „Dazu kommt noch eine Dunkelziffer, denn nicht jeder tödlich verunglückte Storch wird gefunden und mir gemeldet“, so sein bisheriges Fazit. Beim Kampf um Nistplätze und/oder Partner vollführen die Störche wilde Flugmanöver zwischen den Stahlmasten und den starkstromführenden Leitungen. „Dass es dabei zu tödlichen Unfällen kommt kann nicht verwundern. Schließlich haben Störche eine Flügelspannweite von fast 2,20 Metern“, so Zürn.

 

Öffentliche Beringung der Jungestörche Ende Mai/Anfang Juni
Inzwischen sind die ersten Jungstörche geschlüpft. Es sind erfreulich viele. Für sie peilen die BUND‘ler jetzt schon einen Beringungstermin an. Das dürfte Ende Mai/Anfang Juni sein. Beringt werden können natürlich nur die Jungen, die auf den vom BUND aufgestellten Holzmasten ge- schlüpft sind. Die Nester in den Hochspannungen sind – aus verständlichen Gründen – absolut tabu.

„Für diese Beringung werden wir auch diesmal alle Interessierten einladen. Insbesondere bei Kin-dern ist eine solche hautnahe Berührung (das ist wörtlich gemeint !) mit den beeindruckenden

Vögeln ein tiefgreifendes Erlebnis“, weiß das BUND-Mitglied Jürgen Krichbaum aus langjähriger Erfahrung.

Bernd Zürn