
LÖRZWEILER – Die Theaterfreunde Lörzweiler spielen wieder: Seit 2023 tritt die Theatergruppe aus Lörzweiler als eigener Verein auf. Zuvor war sie Teil des katholischen Kirchenchors. So trat der Chor bei der jüngsten Produktion „Alles ok in Annas WG?” wie eine Vorgruppe auf, bevor sich in der Hohberghalle der Vorhang zur Seite schob.
Der unterhaltsame Dreiakter von Brigitte Wiese und Patrick Siebler wurde bereits von verschiedenen Theatergruppen in Deutschland aufgeführt. In Lörzweiler stattete die Truppe das Stück reichlich mit Lokalbezügen aus, zum Beispiel der Sprache, was eine Metaebene bewirkte, auf der Übergängen zwischen Wahrheit und Dichtung humorvoll daherkamen. „Wir suchen keine Stücke in Dialekt – aber bei so vielen Rheinhessen auf der Bühne kommt die Mundart ganz von allein“, erzählt die Regisseurin Hannah Gömpel. Sie studierte Theaterwissenschaft in Mainz – eher analytisch, nicht künstlerisch, sagt sie. „Aber ich habe viel gespielt, schon in der Schule.“ Die Verbindung zur Gruppe kam über Bekannte: „Jemand sagte: Hanna, du machst doch was mit Theater – willst du nicht mal reinschauen?“ Seit 2017 führt die Mainzerin also Regie und bleibt dabei bescheiden. „Ich helfe nur, dass daraus etwas Rundes wird.“ Über drei Akte hinweg wurde es chaotisch, witzig aber immer sehr, sehr menschlich. Um der Abschiebung ins Altenpflegeheim im Ort zu entgehen, nimmt Anna von Reich (Pia Lang) in ihrer riesigen Villa so manchen aus der Gemeinde auf, der nicht auf reinen Wegen Gottes wandelt. Beispielsweise einen Obdachlosen mit Vorliebe für alles Alkoholische (Wolfgang Gilsdorf) oder Jaqueline Keller (Natascha Ihrig), einen Problem-Teenager. Das Ziel: ein Mehrgenerationenhaus in Lörzweiler. Während der Bürgermeister (Michael Hinz) das Ganze über die Presse (Annika Metelmann, Anne Ramminger) als seinen Erfolg verkaufen will – die Gemeinde will insgeheim das Grundstück – versucht die Sozialarbeiterin Lara Laber (Christiane Hoffmann) die unterschiedlichen Charaktere zusammen zu führen. Eigenes Süppchen kocht dabei der Chef des Ordnungsamtes (Klaus Altenbach).
Gegenwärtig zählt die Theatergruppe 13 Mitwirkende – die jüngste Kollegin ist 17, die älteste über 70. Sie alle präsentierten sich mit einer Rolle beim Stück. „Ich freue mich jedes Mal über diese Vielfalt.“ Gespielt wird einmal im Jahr, geprobt ein halbes. Selbst in der Corona-Pause hielt die Gruppe durch. „Wir kamen also zurück – mit neuen Gesichtern und frischer Energie.“ Der Letzteren verdankte sich das Bühnenbild, das gefiel: „Zwei bis drei Wochen vorher bauen wir alles selbst auf. Sofas kommen aus Wohnzimmern, Möbel aus dem Dorf. Ton, Licht, Maske, Kostüme – alles machen wir selbst“, so die Regisseurin.
Kooperationen mit anderen Theatergruppen gibt es nicht – aber Kontakt. „In Gau-Bischofsheim, Nackenheim oder Mommenheim gibt’s auch Laientheater. Wir besuchen uns gegenseitig und legen unsere Termine nicht auf die gleichen Wochenenden.“ Dass inzwischen ein neuer Verein gegründet wurde, beeindruckt die Regisseurin. „Ich finde das großartig.“ Es markiert einen Neuanfang – in einer Zeit, in der Vereine oft verschwinden. So hinterließ der Theaterabend in Lörzweiler einen lebendigen Eindruck und blieb dabei ganz nah bei den Menschen.
Es spielten außerdem: Christian Gilsdorf, Leander Heddergott, Edda Heinz, Angela Mühle und Bettina Ries.
Gregor Starosczyk-Gerlach