HECHTSHEIM – Gegen 11 Uhr glänzt der Zagrebplatz: Kein Müll, nicht auch nur ein Stückchen Papier verunreinigt den Spielplatz in Hechtsheim. Sie sind also da gewesen, die Herren vom CVJM, dem Christlichen Verein Junger Menschen. Wie Jahr für Jahr zum Dreck-weg-Tag und jeden Monat seit einem Vierteljahrhundert sowieso: um Müll, Papier, Flaschen, Kippen und was Passanten gedanken- oder achtlos weggeworfen haben, aufzuheben und wegzuräumen. Um den Platz für den Stadtteil und die Zukunft zu erhalten.
„Als wir in den Anfängen nach dem Bibelzitat für das Vorhaben suchten, fanden wir den Satz ,Suchet der Stadt Bestes‘ im Buch Jeremiah“, erzählt Johann Jotzo. Mit über 90 Jahren ist er als Gründer der Hechtsheimer CVJM-Gruppe immer noch aktiv dabei und auch am Dreck-weg-Tag 2021 mit dem Müllsack sowie der Müllzange unterwegs.
Er und die Kameraden sind mittlerweile am Mühldreieck angekommen. Coronakonform mit Mundschutz ausgestattet und mit Abstand zueinander sammeln sie den Abfall rund um den P&R-Parkplatz an der Bus- und Straßenbahnhaltestelle.
Dass sich das Mühldreieck häufig zum „Mülldreckeck“ verwandelt, scheint unter ihnen zum geflügelten Wort geworden zu sein, so oft stellen sie Verunreinigungen fest. Zusätzliche Mülleimer zwischen den Parkflächen könnten Abhilfe schaffen und die Autofahrer motivieren, das Taschentuch, das man gerade noch in der Hand hält, nicht in die Grünanlage, sondern in den Mülleimer zu schmeißen, wirft jemand ein. Vier Säcke mit Unrat warten inzwischen auf die Abholung, kurioserweise auch eine Aluleiter. Aber es sei nicht so haarsträubend wie noch vor zwei Dekaden. „Damals lagen nach der Reinigung 30 Müllsäcke da“, erinnert sich Jotzo, der viele Jahre Sprecher der Hechtsheimer Stadtteil-AG war. Die Abfallmenge reduzierte sich nach und nach auf zehn Säcke. Bis es am Dreck-weg-Tag im Durchschnitt ein halbes Dutzend wurde.
Als die Stadt im Februar 1996 die Pflegevereinbarung mit der frisch gegründeten CVJM-Gruppe aus Hechtsheim schloss, ahnte wohl niemand, dass die Effektivität dieser Verbindung so lange halten wird. Am Anfang stand die Anfrage eines Hechtsheimer Geschäftsmanns, erinnert sich Jotzo. „Der wollte wissen, ob sich unsere CVJM-Gruppe nicht um den Platz kümmern könnte.“ Sie taten es und tun es immer noch mit einem ansteckenden Engagement. Jotzo: „Nicht selten passiert es, wenn ich das erste, zweite, dritte Papierchen aufhebe, dass jemand kommt, um mir, dem älteren Herrn, zur Hand zu gehen.“
Die Stadt und der CVJM arbeiten seitdem Hand in Hand zusammen und weil die Kooperation mit der Patenschaftsgruppe Zagrebplatz wie am Schnürchen läuft, hat das Grünamt für das laufende 25. Jubiläumsjahr die Vereinbarung erneuert. Der Dreck-weg-Tag gilt als das Reinigungshighlight des Jahres und der CVJM ist an den neuralgischen Plätzen in Hechtsheim immer an vorderster Front dabei. „Seiner Stadt Bestes“ will der überzeugte Christ so lange suchen, wie er es noch kann, versichert Jotzo. „Ich bin sehr dankbar, dass ich das noch tun kann.“