MARIENBORN – Rauschende Wasserfälle, Gesänge der Kannibalen, exotisches Vogelgezwitscher, Affen- und Elefantengebrüll, dazu exotische Echsen, eine Schlange und im Gebüsch ein Tiger und ein Löwe: Der lauschige Pfarrgarten hinter der Marienborner Kirche St. Stephan mutierte beim Konzert im Garten des Marienborner Musikvereins 1966 zum undurchsichtigen Dschungel. Fremde Klänge waberten, mögliche Gefahren lauerten, und die freie Übersetzung des Kannibalentextes durch Moderator Jürgen Haug, „Wo ist denn bloß die Fleischworscht hie?“ verhieß auch nichts Gutes. Aber zum Glück, die Tiere überall waren aus Plüsch und vollkommen harmlos. Die etwa 30 Musiker um Orchesterleiter Nico Leikam hatten sich viel Mühe gegeben, um es ihren Gästen im Park gemütlich zu machen. Über nahezu allen Tischgarnituren waren Pavillons – verziert mit eben jener Plüschdeko – errichtet worden für den Fall, dass es nach dem mittäglichen großen Regenguss am Abend doch noch einmal nass werden könnte.
„Dies ist das erste und einzige Frühsommerkonzert 2024“, begrüßte Haug die zahlreich erschienenen Marienborner und spielte damit auf das eigentlich in jedem Jahr im April stattfindende Frühlingskonzert in der Sporthalle an. Da dieses aber aus Termingründen verschoben werden musste, hatte das Blasorchester also in den Pfarrgarten geladen. Und dort ging es musikalisch mit dem „El Catero“ (Hans von der Heide), dem spanischen Postboten, im Takt des Paso Doble auf seine tägliche Tour, ehe das Orchester seine Zuhörer mit nach Japan nahm. Mit „Tokio Adventure“ wurden klanglich die Gegensätze von japanischer Tradition und moderner Millionen-Metropole in den Marienborner Pfarrgarten gebracht. Wer bereit war, sich darauf ganz einzulassen, der wähnte sich zunächst in einem spannenden Agententhriller und dann im geschäftigen Hafen der Millionenmetropole, ehe er danach im Tempel und beim Anblick der Geisha zur Entspannung kommt.
Jürgen Haug war zu vielen Scherzen aufgelegt und unterhielt das Publikum zwischen den Musikstücken bestens. „Das nächste Stück hat uns die meisten Nerven gekostet, es fordert sehr viel Konzentration“, kündigte er Theo Aparicio-Barberáns „Portrait of Spain“, mit den darin vorkommenden diversen typischen Musikstilen des Landes, an. Andalusische Romanze, Fandango, Mediterranes: So ging es mit einer Pause unterbrochen weiter. Haug wies auf „Elfi“ hin, den Elefanten „mit einnehmender Eigenschaft“, den Spendensammler des Vereins. Außerdem warb der Moderator für neue Mitglieder. Auch bei diesem Konzert spielten im Orchester Mitglieder der befreundeten Musikvereine Klein-Winternheim und Essenheim mit. Jeder könne mitmachen, einfach bei den Proben am Montagabend vorbeischauen oder sich über den Kontakt auf der Webseite anmelden. Der Verein stellt auch Leihinstrumente zur Verfügung und vermittelt gerne auch Instrumentalunterricht.
Autorin: kga