LAUBENHEIM – Auch in dieser Kampagne musste sich die Ortsverwaltung von Laubenheim der närrischen Übermacht beugen: Sie ist gefallen. Die bestens gelaunten und geeinten Sturmtruppen des Carnevalvereins Schwarze Gesellen und der Karnevalsgesellschaft ULK wälzten den Widerstand der zahlenmäßig überschaubaren Verwaltungsgarde um Ortsvorsteher Gerd Strotkötter nieder. Immer wieder versuchte jener mit Musik aus Soundboxen und witzigen Kommentaren aus eigenem Mund die Moral der Anhänger, die ihn mit Hellebarden aus Pappe flankierten, zu stärken. Als die Angreifer – durch Truppen der Ranzengarde und Mainzer Freischützen-Garde verstärkt – anrückten, fiel die weltliche Verteidigungslinie auf dem Longchampplatz wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Nicht einmal das letzte Aufbäumen nutzte dem Ortsvorsteher etwas. „Das habt ihr toll gemacht, Kinder“, applaudierte er nach einer Tanzdarbietung der Kindergartenkinder und ließ Geschenke unter das tanzende Kindervolk verteilen. Sollte „der Gerd“, dessen Absetzung die Narren mit Rufen „Der Gerd muss weg“ einforderten, auf die Unterstützung der kleinsten Bürger gehofft haben, so war er in die Falle der Ulker und die Schwarzen Gesellen getappt.
„Die Schmeicheleien helfen dir nichts“, lautete die Antwort. Denn die Kids waren nichts anderes als „junge Truppen, die die Verteidigungsmannschaft verwirren sollen“. Aller Widerstand war somit umsonst: „6000 unzufriedene Laubenheimer stehen hier und rütteln am Schloss zum Rathaus“, dröhnte es aus dem Megafon der Angreifer.
So musste der Vertreter der weltlichen Macht seinen Kopf und die Hände in den symbolischen Pranger stecken. Den Schlüssel nahmen ihm die Narren kurzerhand ab. Der Verkündung des närrischen Grundgesetzes, das bis Aschermittwoch im Laubenheim gelten soll, stand nichts mehr im Wege.
War das anders zu erwarten? Offenkundig nicht, war doch der Erstürmung auf das „Epizentrum der Inkompetenz und Unkenntnis“ eine heiße Phase der Einstimmung im Laubenheimer Park vorausgegangen. In der Grünanlage verlangte das Narrenvolk unerbittlich: „Der Gerd muss weg!“ Der Gründe dafür nannte es viele, unter anderem:
„Geduld, die hat jetzt keinen Zweck, / der Ortsbeirat und der Gerd müssen weg.
Die babbeln nur und tun doch nix /nur beim Feiern sind sie fix.“
Ihre Forderung: „Wir rufen jetzt laut an dieser Stell / ganz anders sind ULK und SGL.
Sie denken erst und handeln dann, / sie müssen an die Regierung dran.“
Auf dem Weg zur Ortsmitte schlossen sich weitere Narren aus dem Mainzer Stadtteil dem farbenfrohen Zug an. Dabei befeuerten vielfache und laute musikalische Salven der Guggemusik aus den Reihen der Rhoirevoluzzer die allgemeine Heiterkeit.
Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach