HECHTSHEIM – „Von der Dampfbahn zur Straßenbahn. 100 Jahre ‚Elektrisch‘ nach Hechtsheim“ – der Titel des auf Plakaten angekündigten Diavortrags hatte neugierig gemacht. Bis zur Tür hinaus saßen die Gäste am Freitagabend schon lange vor Vortragsbeginn im evangelischen Gemeindezentrum von Hechtsheim und warteten auf die Herren, die ihnen anhand einer Diashow Geschichten über die Geschichte der Straßenbahn in Mainz erzählen sollten. Jörg-Michael Meschkat und Reinhard Halbritter, Vorstandsmitglieder des Vereins Straßenbahnfreude Mainz erschienen in altem Bahner-Anzug mit Mütze und erklärten dem Publikum: „Jeden, dem etwas zu einem Bild einfällt, bitten wir, es laut mitzuteilen. So lernen wir noch viel mehr über die Straßenbahn“, die seit 100 Jahren zwischen Bretzenheim und Hechtsheim pendele, so Meschkat. Ottmar Schwinn vom Verein Ortsgeschichte Hechtsheim begrüßte die Gäste und gab selbst zu manchen Bildern seine Erinnerungen aus der Zeit zum Besten, als er als Schüler mit der Elektrisch fuhr.
Zuerst waren es Pferdefuhrwerke, dann kam die Dampfbahn um 1890. Die aber wurde seit 1923 durch die Elektrisch ersetzt. Der Weg ging von Bretzenheim kommend am Mühlweg entlang und an der Lindenmühle hinauf nach Hechtsheim. Erst als es elektrisch vorwärts ging, konnte auch die Gaugasse bewältigt werden. Für die Wendeanlage am Schinnergraben habe die Stadt einst 5.000 Mark für die Wartehalle gespendet, sagte Schwinn. Tatsächlich gibt es die „Wartehalle“ heute noch. Eine überdachte Verbindung zwischen dem heutigen Restaurant „Linie 11“ (heute 52) und dem Feuerwehrgerätehaus. „Egal von wo der Wind kommt, bei Regen wird man immer nass“, so Schwinn schmunzelnd.
Schwinn erinnerte sich bei einem schwarzweißen Bild des Schinnergrabens mit drei Schienen und dem alten Schlauchturm im Hintergrund: „Als Schüler haben wir dort zwischen den Schienen Klicker gespielt“. Meschkat und Kollege Halbrittter nennen Seriennummern der Bahnen, erklären die so genannten Aufsatzwagen, Bahnen, die auf alten Chassis der im Krieg zerstörten Straßenbahnen aufmontiert waren und durch Mainz fuhren. Der Zuhörer erfuhr etwas über die Gelenkbahnen und die Straßenbahntrassen. Auch die Fahrpreise für Wochenkarten von 50 oder 85 Pfennig wurden dem Publikum erläutert. Was günstig klingt war bei einem Jahresgehalt von 700 RM eben keinesfalls günstiger als heute.
Zahlreiche Bilder der Straßenbahn und auch von Haltestellen und Häusern, die im Hintergrund auf den Bildern zu sehen sind, wurden gezeigt. Das Publikum unterhielt sich über das, was man sah. Freudige Erinnerungen teilweise, teilweise auch Rätselraten darüber, was man da vor sich sah. Spannende Straßenbahngeschichte per Fotos erlebbar gemacht, ein gelungener Start ins Feierwochenende der 100 Jahre Elektrisch.
Autor: kga