MAINZ – Er zählt zu den maßgebenden Städteplanern der Nachkriegszeit in Deutschland und hatte entscheidenden Anteil am Wiederaufbau der Stadt Mainz nach dem Zweiten Weltkrieg: Egon Hartmann (1919 bis 2009).
Die Sonderausstellung „Egon Hartmann und der Wiederaufbau von Mainz“ im Landesmuseum Mainz – entstanden in Kooperation zwischen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) und dem Deutschen Werkbund Rheinland-Pfalz – erinnert an den in Vergessenheit geratenen Architekten, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.
„Egon Hartmann entwarf die Pläne für den Wiederaufbau unserer Stadt und hat damit ein wichtiges Kapitel der Mainzer Baugeschichte geschrieben“, betonte Oberbürgermeister Michael Ebling bei der Ausstellungseröffnung im Landesmuseum. Der Architekt und Städteplaner Hartmann geriet lange in Vergessenheit, obwohl er in ganz Deutschland, im Osten und Westen, Spuren hinterließ.
In der Ausstellung veranschaulichen Pläne, Fotos und Dokumente, welchen Anteil Hartmann am Wiederaufbau vom in weiten Teilen zerstörten Mainz hatte. Hartmann kam 1954 zusammen mit seiner Familie nach Mainz und wurde Mitarbeiter im Baudezernat der Stadt. Er geriet in den lange schwelenden Streit um den Wiederaufbau der Stadt. Favorisiert wurde die Leitidee einer autogerechten Stadt.
Hartmann hingegen schlug einen „gemäßigten“ Wiederaufbau vor. Er plädierte für eine eher beruhigte Verkehrsführung unter Beibehaltung der alten Innenstadtstrukturen sowie des bestehenden Straßensystems. Zugleich arbeitete er an Einzelprojekten wie der Ludwigsstraße, der Großen Bleiche, dem Regierungsviertel um den Schlossplatz und der Siedlung Hartenberg.
Unter Baudezernent Hans Jakobi, der sich vehement für die autogerechte Stadt einsetzte und sich somit gegen die Pläne von Egon Hartmann stellte, verschärfe sich der Konflikt in der Bauverwaltung um den Wiederaufbau der Stadt. Hartmann, der zeitweise von dem Projekt abgezogen wurde, beteiligte sich 1958 am Wettbewerb „Hauptstadt Berlin“ (West) und gewann den zweiten Platz – und landete damit noch vor einer Architekturgröße wie Le Corbusier.
Nach längeren Auseinandersetzungen innerhalb der Bauverwaltung wurde 1958 der renommierte Stadtplaner Ernst May zum Planungsbeauftragten der Stadt Mainz bestellt. Er übernahm alle Ideen Hartmanns für die Innenstadt. Mays Pläne wurden 1958/59 vom Stadtrat beschlossen und bildeten die Grundlage für den weiteren Aufbau von Mainz. „Zentrale Aspekte des heutigen Stadtbilds gehen auf die Ideen Egon Hartmanns zurück. In der Ausstellung zeichnen wir die Historie der Baumaßnahmen aus dieser Zeit nach und liefern zugleich neue Einblicke in die städtebauliche Geschichte von Mainz“, erläuterte Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz. Hartmann verließ 1959 Mainz und wechselte nach München.
Ein Rahmenprogramm mit vier Vorträgen und Sonderführungen ergänzt die Sonderschau, die bis1. März 2020 zu sehen ist.