LAUBENHEIM – Einen Lehrgang der besonderen Art gab es jetzt bei herrlichem Spätsommerwetter auf der Laubenheimer Höhe. Mehr als 80 Teilnehmer hatten sich auf Einladung örtlicher Winzer und des Ortsvorstehers Gerhard Strotkötter am Zöllerkreuz am Erich-Hoch-Höhenweg zur Jubiläums-Weinwanderung eingefunden. 1250 Jahre Laubenheim, das sind auch 1250 Jahre Weingeschichte. Und so konnten nicht nur die Winzer der Weingüter Dellee & Grimm, Möhn und Roth viel Interessantes über ihre Rebensäfte berichten. Auch Weinexperte Uwe Saulheimer und Geschichtsexperte Peter Riffel gaben Auskunft über den Weinbau in frühen Jahren und über Bodenbeschaffenheiten. An verschiedenen Punkten zwischen den Lagen „Laubenheimer Edelmann“ und „Johannesberg“ wurde bei der gut zweistündigen, unterhaltsamen Tour hoch über dem Stadtteil Halt gemacht bei Weck, Worscht und Woi.
Ein Gast wurde besonders begrüßt: Dieter Wessel aus Heppenheim. Er hatte zwischen 1972 und 1980 in Laubenheim seine erste Stelle als katholischer Pfarrer inne und übermittelte die Grüße von Bischof Kohlgraf. Er sei in Laubenheim, weil er am Wochenende seinen Kollegen bei der Messe und beim Gottesdienst vertreten habe, sagte er und hielt zum Prosit sein Weinglas in die Höhe.
Den Anfang der Weinpräsentation machte Winzer Christopher Dellee, der einen trockenen Weißburgunder kredenzte. Ein Wein, der ursprünglich ein Rotwein war, sagte er. Der Herbst habe schlecht angefangen, berichtete er. Um so erfreulicher seien jetzt die Sonnentage und die kühlen Nächte, um den Trauben noch den letzten Schliff zu geben. Der Weißburgunder sei ein typischer Speisebegleiter, seine 12,5 Prozentvolumen merke man ihm nicht an. Berthold Möhns Rosé bestach mit wenig Säure und feinherbem Geschmack, die Kerner Spätlese vom Weingut Walter Roth war ein auf Lößboden gereifter trockener Wein, der eine Kreuzung aus Trollinger und Riesling ist, berichtete der Winzer. Überhaupt lernten die Teilnehmer der Wanderung viel über Löß und Kalk im Boden, über die Kirschessigfliege, die luftigen Lagen, die die Trauben lange gesund erhalten, und über Pflug- und Hackarbeit in den frühen Anfängen des Weinbaus. Auch über Fuder und Klafter sowie über wertvolle Wingerte, die dem einst für die Region zuständigen Bistum Fulda geschenkt worden waren. Ein herrlicher und lehrreicher Nachmittag also für alle, der lange in Erinnerung bleiben dürfte.
kga