HECHTSHEIM – Ein Japaner ist dafür verantwortlich, dass in Deutschland eine der seltsamsten, spaßigsten und vielfältigsten Sportdisziplinen ein Zuhause gefunden hat: das Einradhockey. Jetzt lief in der Sporthalle des Hechtsheimer Schulzentrums ein Turnier dieser Sportart. Andrea Klüppel, eine der Aktiven, erzählte von deren Entstehung. „Bereits Anfang der 1970er-Jahre hat Takafumi Ogasawara mit seinen Freunden öfter Einradhockey gespielt. Dann machte er eine Weltreise und kam in den 1980er-Jahren nach Deutschland.“ Er sprach einige Jugendliche an, ob sie nicht Lust hätten, sich an der Sportart zu versuchen. „Offenbar traf seine Botschaft auf fruchtbaren Boden“, fasste Klüppel zusammen. Rolf Sander spielt auch im Mainzer Team und war schon damals dabei. „Der Sport wurde während unserer Studienzeit in Deutschland verbreitet und nach Bremen, Bochum und Frankfurt am Main getragen. 1995 gründeten wir eine Liga.“ Mittlerweile frönen Sportler in knapp 80 Vereinen der ausgefallenen Sportart. Vor fünf Jahren startete der Einradhockeysportbetrieb in Mainz, der beim Hechtsheimer Radsportverein seine Heimat fand. „Der Wohnortwechsel hat uns, die wir schon in anderen Mannschaften gespielt haben, hier zusammengeführt.“ Etwa zehn Spieler zählt die Abteilung aktuell. Eine Jugendmannschaft gibt es nicht. „Aber wir haben ein Kind dabei, und wir würden gerne mehr Kinder aufnehmen. Leider sind unsere Trainingszeiten, die von der Hallennutzung abhängen, donnerstags, ab 20 Uhr.“ Sehr spät für Kinder. Klüppel hat früher auch Kindern Einradhockey beigebracht. „Man muss auf das Einrad passen, das gelingt mit etwa acht Jahren. Das werden später die besten Einradhockeyspieler sein.“
Im Spiel gibt es gemischte Teams mit vier Feldspielern und einem Torwart, der im typischen Eishockeytor steht. „Es hängt von der Sportlichkeit und nicht vom Geschlecht ab, wie gut man spielt.“ Die Regeln sind an die des Eishockeys angelehnt. Gespielt wird mit einem Tennisball. Die Kelle des Schlägers muss der Spieler unterhalb der Hüfthöhe halten. Fliegt der Ball zu hoch, darf er ihn mit der Hand abprallen lassen. Nicht beim Torschuss. „Es geht darum, dass das Spielgerät schnell wieder auf dem Boden ist.“ Bodychecks sind tabu. „Daher herrscht auch keine Protektorenpflicht.“ Hält ein Spieler seinen Schläger so, dass der Gegner drüber stolpert, gilt dies als ein Foul. Die Teams sammeln Punkte im Ligabetrieb. „Er wird komplett über eine Homepage (www.einradhockeyliga.de. red.) geregelt. Auch die Anmeldungen zu Turnieren übernehmen die Teams in Eigenregie.“ An den Wochenenden treffen sich jeweils bis zu acht Mannschaften zu Wettkämpfen. Mindestens fünf davon soll jedes Team pro Saison, die von Februar bis Oktober dauert, absolvieren. „Mehr geht immer, doch nur die besten fünf Ergebnisse werden gewertet.“ Danach folgen die Endspiele, bei denen die Bestplatzierten den Deutschen Meister untereinander ausspielen. Olympisch ist die Sportart nicht. Europa- und Weltmeisterschaften gibt es wohl. Bis vor einem Jahr haben die Mainzer eine Spielgemeinschaft mit Bad Homburg gepflegt.
Seit dieser Saison spielt Mainz für sich. „Platz 20 ist für uns denkbar“, sagt Klüppel. Ob Takafumi Ogasawara die Früchte seiner Europavisite kennt, sei ihr nicht bekannt. Freuen dürfte ihn die Entwicklung vermutlich sehr.