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Endspurt für die Ausstellung „Klimt Kuss“ Mit einer Familie auf Besuch beim Wiener Jugendstilmaler

Die Ausstellung über Klimt verabschiedet sich Ende März aus Mainz.

HAMÜ – Schon beim Betreten der Alten Lokhalle in Mainz beginnt das Abenteuer – ein künstlerisches Erlebnis, das den Besucher in die schillernde Welt Gustav Klimts entführt, und an diesem Samstag (29. März) sich aus Mainz verabschiedet, lockt mit den charakteristischen Bildmotiven des Malers. Es sind farbenfrohe und märchenhaft in Gold getauchte Visionen des Wiener Meisters.

Die Ausstellung „Klimts Kuss – Das Spiel mit dem Feuer“ ist für eine breites Publikum angelegt und eignet sich als Einstieg für alle, die in die Kunstgeschichte eintauchen wollen. Familien mit Kindern und schlicht neugierige Menschen können ihn gemeinsam meistern. Sich vom Jugendstil-Pionier beeindrucken zu lassen, das könnten auch Kunstliebhaber und Kenner des Malers während der Show.

„Ich bin tatsächlich beeindruckt“, sagte Paul Werner. Gemeinsam mit seiner Frau und der 13 jährigen Tochter, die nach eigenen Worten durchaus mit Eltern in Museen war, liess er sich auf das immersive Erlebnis ein. „Immersiv“ nennen die Organisatoren dabei die Art der Präsentation. Sie lässt die den Betrachter in eine multimediale Illusion aus Bild und Ton eintauchen. Bereits nach der Tickets-Entwertung, erwartet die Familie ein erstes Eintauchen in Klimts charakteristische Farbenspiele. Vor den ikonischen Goldmotiven konnten sie nämlich „Selfies“ machen, die vermutlich alle drei an das Kunsterlebnis erinnern werden. Der eigentliche Höhepunkt folgt gleichwohl erst danach, im großen Raum, der in die Lokhalle gewissermaßen hineingebaut worden ist.

Die Inszenierung ist keine klassische Ausstellung und erzählt Klimts Geschichte in drei Akten. Die Show beginnt, sobald sich alle auf Sitzkissen, Stühlen oder kubusartigen Hockern niedergelassen haben. Prompt verwandeln sich die Wände in beinah monumentale Projektionsflächen. Die Wände und der Boden mimen Leinwände. Die akustische Begleitung und gut ausbalancierte Musik vereinen sich mit den Bildern zu einem Gesamtwerk.

Eindrucksvoll ist die Perspektive von Emilie Flöge (1874–1952), die als Klimts Muse vor das Publikum tritt – der Künstler und seine enge Vertraute werden von Schauspielern dargestellt. Durch ihre Erinnerungen, die nach Art eines Interviews mit einer fiktiven Studentin enthüllt werden, erleben die Besucher entscheidende Wendepunkte im Leben des Malers: den Aufstieg, seine prägendsten Werke und die dramatischen Verluste.

Das beginnenden 20 Jahrhundert wird als eine Zeit starker gesellschaftlicher Veränderungen und Hoffnungen skizziert, die durch die Tragödien der Weltkriege jäh eingedämmt worden waren. Da versetzt die Show das Auditorium nach Schloss Immendorf, wo bei einem Brand gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zehn Hauptwerke des Künstlers zerstört werden. Später nimmt Emilie die Zuschauer auch an den Attersee, eine Region, die dem Künstler als Sehnsuchtsort und Quelle der Inspiration zugleich diente.

Die Wucht, mit der Klimts berühmte wie weniger bekannte Werke digital vor den Augen entstehen und wieder verschwinden, ist bisweilen überwältigend. Besonders die Frauenporträts seiner „Goldenen Periode“ faszinieren – oft wünscht man sich, einen Moment länger in ihren Blicken verweilen zu dürfen. Womöglich verstärkt gerade dieser flüchtige Eindruck den Wunsch, Klimts Werke einmal im Original zu sehen.

Was bleibt nach den Streiflichtern, die auf Klimts Kunst fielen?

„Es war ein schöner Vormittag“, meint die Familie Werner. Sie wollen ihn nun im Kloster Eberbach, auf der anderen Rheinseite, ausklingen lassen. Ein guter Ort, das Erlebte zu verarbeiten. Sicherlich ist das immersive Erlebnis aus HaMü eine faszinierende Annäherung an den Wiener Meister, in dessen Bildern ein interessanter und faszinierenden Blick auf die Welt die Zeit überdauert hat.