GONSENHEIM – Der wunderschön angelegte Garten am Gonsbach von Katrin und Markus Klenk wird gerne vom Verein Gonskultur für Lesungen im Rahmen von „Literatur in Gärten“ genutzt, was jeder, der diese Idylle einmal gesehen hat, gut nachvollziehen kann. Die ehemalige SWR-Redakteurin Isa Kilwink las nun aus Gabriele von Arnims Buch „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“.
Die Autorin hat in diesem Buch einen Teil ihrer Biografie, zehn anstrengende Jahre ihres Lebens, verarbeitet. Der Mann, dem sie am Vormittag nach 20-jähriger Ehe mitteilte, dass sie ihn verlassen würde, erlitt wenige Stunden später einen schweren Schlaganfall, der das komplette Leben der beiden veränderte. Sie blieb aus Fürsorge und Loyalität nun doch bei ihm, ihr Mann konnte weder gehen noch stehen, noch konnte sich der einst sowohl beruflich als auch privat exzellente Redner verständlich artikulieren. Ein kurz danach auftretender zweiter Schlaganfall traf das Artikulationszentrum massiv.
Der ehemalige Fernsehjournalist war voller Wissen, konnte jedoch dieses Wissen und seine Gedanken niemandem mitteilen. Es waren zehn Jahre der Verzweiflung und Resignation. Der einst so aktive und redegewandte Mann musste gewaschen und angezogen werden, konnte sich nicht mal einen Pullover aus dem Schrank holen, kein Brot schmieren und keine Emails schreiben. Er hatte in seiner Ehefrau eine gute und hingebungsvolle Pflegerin. Doch auch sie stieß in diesen zehn Jahren oft an ihre Grenzen. Nach einer Dekade als „wacher Geist hinter Mauern“ verstarb der Ehemann Gabriele von Arnims und die Ehefrau ohne Mann, Pflegerin ohne Patient und Witwe ohne Aufgaben blieb zurück. Die einst so aktive Frau spürte plötzlich eine große Leere.
Eine gute Freundin von Arnims gab ihr einmal den Rat: „Du kannst dich nur schreibend gegen das Leben wehren.“ So verarbeitete die Literaturkritikerin das Erlebte in ihrem autobiografischen Roman „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ auf eine spannende, ergreifende Art und Weise und dennoch so authentisch, dass sich wohl mancher Leser und manche Leserin in seiner oder ihrer schlimmsten Lebensphase gespiegelt sieht.
Die Lesungen von Gonskultur finden in jedem Jahr im Juli und August in verschiedenen Gärten statt und erfreuen sich großer Beliebtheit.
Elke Fauck
