Start Gesellschaft Erinnerung an Opfer des NS-Terrors Nackenheim kündigt Verlegung von Stolpersteinen an

Erinnerung an Opfer des NS-Terrors Nackenheim kündigt Verlegung von Stolpersteinen an

BUZ: An die Familie Feiner, die aus Nackenheim stammte, erinnern bereits Stolpersteine in Nackenheim (Bild) und Mainz. Im September werden in Nackenheim weitere Gedenksteine verlegt. Foto: Privat

NACKENHEIM – Nackenheim will mit der Verlegung von Stolpersteinen im September an die Opfer des NS-Terrors erinnern. Im Mittelpunkt der Erinnerung durch jene markanten Gedenksteine stehen Rosa, Moses und Max Hirschberg, sowie Josef, Amalie und Ruth Feiner und Henriette Klein, geborene Laubinger.

Wie die Gemeinde mitteilt, werden die sieben in Messing verkleidete Pflastersteine am Mittwoch, 11. September, ab 12.30 Uhr, auf den Bürgersteigen vor dem Haus der Mainzer Straße 6 sowie anschließend vor der Weinbergstraße 17 verlegt. Die Gedenkaktion begleiten Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Nackenheim sowie Mitglieder des Arbeitskreises Stolpersteine und die Katholische Jugend Nackenheim. Im Anschluss lädt die Gemeinde zu einem Austausch vor dem Rathaus ein.

Im Vorfeld der inzwischen zweiten Stolperseinverlegung in Nackenheim führten schulische Projekte unter öffentlicher Beteiligung zu umfangreichen Recherchen über die Verfolgung, Diskriminierung und Ermordung der Nackenheimer Bürgerinnen und Bürgern im Nationalsozialismus. Die Familienschicksale wurden digital dokumentiert und sind über eine Homepage abrufbar.

Mit der Verlegung in der Mainzer Straße 6 in Nackenheim finden sich an einem gemeinsamen Ort die Stolpersteine der geflüchteten und ermordeten Geschwister Josef Feiners und der Angehörigen. Aus der Projektarbeit geht hervor, dass in der Colmarstraße in Mainz bereits Stolpersteine zu finden sind, die an Josef Feiner, seine Frau Amalie und die Tochter Ruth erinnern. Josef Feiner wurde am 20. November 1886 in Nackenheim geboren.

Er arbeitete nach dem Ersten Weltkrieg als Herrenschneider in Mainz. Seine Frau stammte aus dem Rheinland und führte ein Hutgeschäft. Ihre Tochter Ruth wurde am 12. Mai 1925 in Mainz geboren. Die Familie wurde 1942 aus Mainz in das Ghetto Piaski deportiert und später ermordet. Weitere Stolpersteine in Nackenheim sollen an die Familie Hirschberg sowie an Henriette Klein erinnern.

Max Hirschberg, geboren am 24. Juni 1911 in Nackenheim, arbeitete bis zu seinem 23. Lebensjahr als kaufmännischer Angestellter in Karlsruhe. 1934 wurde er im KZ Kislau interniert und nach drei Monaten entlassen. 1937 floh er nach Amerika. Seine Mutter, Rosa Hirschberg (geb. Feiner), war die Schwester von Josef Feiner, sie floh gemeinsam mit ihrem Ehemann und Vater von Max Hirschberg, Moses Hirschberg, ein Jahr später in die USA. Laut Zeitzeugenberichten soll Max Hirschberg Nackenheim nach Ende des Zweiten Weltkrieges als US-Soldat besucht haben.

Zu Henriette Klein, geboren am 5. Juni 1907 in Nackenheim, die als katholische Sinteza aufwuchs, hält das Projekt fest, dass sie ihre Kindheit „mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in einem Wohnwagen“ verlebte, „in dem sie oft umherreisten“. In ihrer Jugend habe sie ein Jahr im Monikaheim in Frankfurt am Main verbracht, „aus dem sie mit siebzehn Jahren ausriss, um mit ihrem späteren Ehemann Gustav Adolf Klein zusammenzuziehen“. Während der NS-Zeit sollte sie 1936 zwangssterilisiert werden. Sie wurde schließlich 1944 im KZ Auschwitz ermordet.

Stolpersteine wie diese befinden sich inzwischen an zahlreichen öffentlichen Gehwegen in europäischen Städten und Gemeinden vor den Häusern von Menschen, die während der NS-Diktatur diskriminiert, verfolgt und ermordet wurden. Sie tragen Namen, Geburts- und Sterbedaten der Verfolgten und ihrer Familien und erinnern an deren letzten frei gewählten Wohnsitz oder Geburtsort. Die Projektwebsite für Nackenheim, die auch das jüdische Leben während der NS-Zeit dokumentiert, lautet www.nackenheim-im-nationalsozialismus.de.

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Rheinhessen rund um Mainz.