GONSENHEIM/MOMBACH – So groß die Freude über die erste Aufführung des Galli-Theaters spürbar war, so schnell ist sie dem Entsetzen über die erneute Corona-Zwangspause gewichen. Bei der Aufführung „Belladonna“ im Auktionshaus in Mombach sagte Theaterleiter Kim Manuel Reuter vor etwa 30 Zuschauern: „Wir sind sehr glücklich, dass wir wieder spielen dürfen.“
Das Auktionshaus gehört zu den Veranstaltungsräumen sollte im November und Dezember zum Ausweichspielort des Theaters werden. Das Ambiente bietet zweifelsohne genügend Platz, damit die Zuschauer Corona-konform die gebotene Kunst genießen können. Wenige Tage später kam bekanntlich der erneute Lockdown.
Die Hauptdarstellerin des Stücks und Mitverantwortliche des Mainzer Galli-Theaters, Anna Hinrichs, äußerte Enttäuschung. Die Heimstätte des Galli-Theaters in Gonsenheim, die in der Pandemie-Zeit nicht genügend Raum bietet, muss freilich weiterhin geschlossen bleiben. Doch auch für die Miete muss das Ensemble aufkommen. Anderseits drückte Hinrichs die Hoffnung aus, an den Vorstellungen im Dezember festhalten zu können. „Sie können nach wie vor gebucht werden.“

Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach
Selbige Hoffnung ließ sich in der Aufführung „Belladonna. Ein facettenreiches Verwandlungsspiel“ von Johannes Galli erspüren. Hinrichs in der Rolle von Josefine Fischrüb, die unbedingt Schauspielerin werden will, hat in den szenischen Verwandlungen, die sie in der 87. Schauspielstunde des Fernstudiums „Act at home“ spielen soll, nicht nur ganz zauberhaft ihr Talent entfaltet.

Die selbsternannte „Belladonna“ hat dadurch den Zuschauer den Genuss an der Kunst bereitet. Zugleich schwebte im Raum die Bedeutung der ästhetischen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit mit. In Zeiten, die Unsicherheit, vielleicht Angst verursachen, können das Innehalten und der Kunstgenuss erquicken.
Im monologischen Verwandlungsspiel führt Hinrichs das Publikum durch diverse Rollen, die stets ein Echo begleitet: der entgegengesetzte Wille ihrer Mutter. „Du willst, dass ich koche, putze, netten Mann habe und dir vielleicht noch ein Enkel schenke“, schimpfte Josefine, um zu betonen: „Doch du wirst es nicht verhindern.“

Spülen oder spüren, putzen oder fühlen: „Jetzt habe ich einen Konflikt“, stellt sie fest. Bei der Lösung hilft wie bei Galli-Theater üblich ein Märchen: hier ist es das von „Rumpelstilzchen“. Wie von jener Tochter, die Stroh zu Gold spinnen soll, wird von ihr im Leben bisweilen Unmögliches verlangt. Der Konflikt an dem sie sich in Studienrollen der Krähe, des Papageis, der Tänzerin und eines Mannes abarbeitet, führt sie zur Entdeckung des eigenen Ich.