GONSENHEIM – „Gonsenheim ist ein unheimlich guter Ort für Kultur!” Dieser Auffassung schienen bei einer abendfüllenden Veranstaltung im Barocksaal des Gonsenheimer Rathauses alle Anwesenden zu sein. Unter dem Motto „Kneipenleben” las der frühere Mainzer Wirt Wolfgang „Wolfi” Klein humorvolle Passagen seines neuen Buches „Wie jeder nur anders“ vor. Sängerin und Songwriterin Claudia Seng sorgte zusammen mit dem Kontrabassisten Sebastian Meyer für musikalischen Input auf höchstem Niveau.
„Wolfi”, welcher die ersten 24 Jahre seines Lebens in Hermannstadt, Rumänien, verbrachte, lebt mittlerweile seit 45 Jahren in Mainz-Gonsenheim. In der Mainzer Kneipenkultur ist der ehemalige Wirt bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Wolfi leitete jahrelang das Quartier Mayence, das Caveau sowie das Gasthaus „Zum Löwen“. Darüber hinaus veröffentlichte er als Autor bereits mehrere Bücher. Bei seiner Lesung nahm der humorvolle Künstler das zahlreich erschienene Publikum mit auf eine Reise in sein vergangenes Kneipenleben. „Wen es nicht interessiert, der hat Pech”, witzelte er gleich zu Beginn. Während der rund zweieinhalbstündigen Veranstaltung zeigten zwei Bildschirme wechselnde Impressionen aus Kleins Heimat Rumänien. Die originellen Fotos zeigten Land und Leute, Kultur, Essen sowie auch einige Kuriositäten. Klein schwärmte von der Schönheit seines Heimatlandes und appellierte: „Fahren Sie hin, bevor der Euro kommt!”
Freie Erzählungen alternierten mit vorgelesenen Textpassagen und Gedichten. Dabei beleuchtete Klein mit seinem trockenen Humor biografische Stationen seines Lebens. Von seiner Jugendzeit in Rumänien über sein Ankommen und Fuß fassen in Mainz bis hin zur „geilsten Zeit” in seinem Leben. Sein Beruf als Wirt sei nicht immer leicht gewesen, mit viel Herzblut hat sich der tatkräftige Gastronom jedoch schnell einen Namen gemacht. Gäste aus ganz Mainz und Umgebung besuchten seine Lokalitäten. „Es war eine schöne Zeit in meinem Leben, denn ich brachte die ganze Altstadt zum Beben” so Klein. „Es gibt kaum einen, der die Gastronomie besser versteht”, betonte er. Nun habe er durch seine Rentenzeit die Seiten gewechselt: vom Wirt zum Gast.
„Wenn’se was trinken wollen, der Schnaps ist umsonst, können’se sich holen!” Neben Wein, Sekt und Jägermeister ließen sich die Gäste den selbst gebrannten rumänischen „Wolfstrunk” munden. So kam im Gonsenheimer Rathaus ein richtiges Kneipen-Feeling auf.
Während er am helllichten Tag Bierkisten schleppte, habe Claudia Seng „Wolfi” erstmals auf eine mögliche Kooperation angesprochen, erzählte die kreative Sängerin über den Beginn der freundschaftlichen Zusammenarbeit. Passend dazu stimmte sie das „Sauflied” „Raise your Glass” an. Im Song „Old Girl” behandelte die 39-jährige Mutter von drei Kindern das Thema Midlife Crisis und sang: „I need Illusions to survive Reality”. Mit Gitarrenklängen, Loop Station und souliger Stimme beeindruckte sie den gesamten Rathaussaal. Wie Klein ist auch Seng nicht auf den Mund gefallen und bewies eine Menge Humor. So sei die Sängerin etwa durch eine „rotzunfreundliche DM-Verkäuferin” zu einem ihrer Lieder inspiriert worden. In diesem resümiert sie: „A friendly Face will make the World a better place”.
Die lobenden Reaktionen des Publikums zeigten, dass die Darbietungen der kostenfreien Kulturveranstaltung bestens ankamen. Weitere Infos über die Künstler gibt es unter https://www.whk-verlag.de/ und https://www.singsangseng.de/ .
Mandy Kramer