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„Für Minderheiten gibt es noch viel zu verbessern“ Die Wahl zum Beirat für Migration und Integration steht auch in Budenheim an

Neben sechs Männern kandidieren auch fünf Frauen für den Beirat für Integration und Migration in Budenheim: Shkurte Fejza, Olena Honcharuk, Rose Mathers, Maral Rosin und Lina Jalali (v.l.n.r.). Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

BUDENHEIM – Wie in den anderen Gemeinden steht in Budenheim am 10. November die Wahl zum Beirat für Migration und Integration an: Elf Personen haben sich dafür aufstellen lassen. Unter ihnen sind auch fünf Frauen, die im Gespräch mit Journal LOKAL davon berichten, warum sie kandidieren. Sie geben Einblicke in ihre persönlichen Geschichten, ihre Beweggründe und die Ziele, die sie im Beirat erreichen wollen.

Maral Rosin, 37 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer Tochter, lebt seit 2011 in Budenheim. 2001 kam sie als Spätaussiedlerin aus Turkmenistan nach Deutschland. Ihr Antrieb, sich für den Integrationsbeirat aufstellen zu lassen, kommt aus ihrer tiefen Überzeugung, anderen helfen zu wollen. „Ich habe schon mehreren Familien geholfen, ihre Kinder im Kindergarten anzumelden, bei Arztbesuchen zu übersetzen oder Fragen zu beantworten. Das möchte ich auch weiter tun,“ sagt Rosin. Besonders Vorteil sieht sie in der Zweisprachigkeit: „Ich kann ihn in die Arbeit einbringen. Dadurch kann ich viele Menschen unterstützen, die sonst Schwierigkeiten haben.“ Für Rosin ist Budenheim zur Heimat geworden. Nach Niedersachsen zu ziehen, wo ein Teil der Familie lebt, will sie nicht. „Wir fühlen uns hier so wohl, die Menschen sind so nett, es ist einfach unser Zuhause,“ erklärt sie.

Shkurte Fejza, 46 Jahre alt, stammt aus dem Kosovo und lebt seit fast zehn Jahren in Deutschland. Ihr Ziel ist es, sich für die Rechte von Migranten einzusetzen. Oft genug sehe sie, dass diese Rechte nicht so beachtet werden, wie sie es sollten. „Besonders für Minderheiten gibt es noch viel zu verbessern,“ erklärt sie und spricht offen über die Schwierigkeiten, die sie selbst erlebt hat. „Seit viereinhalb Jahren arbeite ich als Pflegefachkraft, aber ich habe immer noch keine vollen Rechte, obwohl ich seit zehn Jahren hier lebe und in die Rentenkasse einzahle. Es gibt ein Gesetz, das uns mehr Rechte zusichert, aber oft weiß niemand davon.“ Ihr Engagement im Integrationsbeirat könnte eine Möglichkeit werden, dieses Wissen zu teilen und anderen zu helfen: „Viele Migranten wissen nicht, welche Rechte sie haben. Das möchte ich ändern.“

Olena Honcharuk aus der Ukraine kam vor zweieinhalb Jahren nach Deutschland, geflohen vor dem Krieg in ihrer Heimat. „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich hier in Budenheim erfahren habe,“ erzählt sie. „Die Leute haben uns geholfen, eine Wohnung zu finden, uns mit Kleidung versorgt und uns dabei unterstützt, uns hier einzuleben.“ Diese Hilfsbereitschaft möchte sie weitergeben: „Ich anderen Familien helfen, die hierherkommen, sich zurechtzufinden und die gleichen Möglichkeiten zu bekommen.“

Als Neurologin in Odessa arbeitet Honcharuk daran, ihr Diplom in Deutschland anerkennen zu lassen. „Es ist ein langer Weg, aber ich werde ihn gehen,“ sagt sie entschlossen. Neben ihrem Beruf liegt ihr vor allem der Umweltschutz und das psychische Wohlbefinden der Menschen am Herzen: „Eine gesunde Umwelt und ein harmonisches Zusammenleben, nicht nur zwischen Kulturen, sondern auch zwischen den Generationen, sind für mich sehr wichtig.“ Budenheim beschreibt sie als „ein Paradies“: „Ich liebe es, wie nah die Natur hier ist, aber gleichzeitig sind große Städte wie Mainz oder Ingelheim nicht weit. Ich fahre gern Fahrrad und genieße die Umgebung. Budenheim hat einfach alles, was man braucht.“

Die 71-jährige Rose Mathers ist die älteste der Kandidatinnen. Sie kommt ursprünglich aus England, lebt aber seit drei Jahren in Budenheim. „Ich habe 30 Jahre lang eine Sprachschule in Mainz-Bretzenheim geleitet, und meine Leidenschaft für Sprachen ist geblieben,“ erzählt sie. Mathers betont die Sprache als den Schlüssel zur Integration: „Wenn du die Sprache nicht beherrschst, bist du immer im Nachteil. Du gehst zu deutschen Behörden und fühlst dich klein, weil du dich nicht verständigen kannst. Ich möchte den Menschen hier helfen, diese Barriere zu überwinden.“ Rose setzt sich für den sozialen Frieden und die Toleranz in der Gesellschaft ein, denn die Stimmung kippt, findet sie. „Früher war es einfacher, als Ausländer in Deutschland akzeptiert zu werden. In den 80er und 90er Jahren war die Atmosphäre offener. Heute wird es schwieriger,“ sagt sie. Ihr Ziel ist es, mit ihrer Arbeit im Beirat Brücken zwischen den Kulturen zu bauen und das Verständnis zu fördern.

Lina Jalali, die jüngste Kandidatin, ist 18 Jahre alt und in Deutschland geboren. Ihre Familie stammt aus Afghanistan. „Ich lebe seit über zehn Jahren hier, und für mich ist Budenheim mein Zuhause. Die Gemeinschaft hier ist etwas Besonderes, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass sich alle Menschen hier wohlfühlen, egal woher sie kommen.“ Lina weiß aus den Erfahrungen der Eltern, wie sich Integration im Alltag anfühlt. Sie kennt beide Seiten. Sie engagiert sich ohnehin schon seit einiger Zeit ehrenamtlich und sieht nun ihre Kandidatur als eine Möglichkeit, etwas zurückzugeben. „Ich möchte anderen helfen, sich hier zu integrieren, so wie ich es geschafft habe. Budenheim hat mir viel gegeben, und ich möchte, dass es ein Ort bleibt, an dem sich Menschen unterschiedlicher Herkunft gegenseitig unterstützen.“

Laut der Bekanntmachung der Gemeinde Budenheim über die  zugelassenen Wahlvorschläge für die Wahl des Beirates für Migration und Integration der Gemeinde Budenheim stehen auf der Liste außerdem weitere Personen: Miguel Moya Gomez, Ömer Saygili, Yahya Saygil, Hamza Sulimani, Ensar Togru und Yilmaz Özgür.

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Rheinhessen rund um Mainz.