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Gedenken an NS-Opfer

Gunter Demnig. verlegte vier „Stolpersteine“ in der Friedrich-Schneider-Straße 2. Foto: Claudia Röhrich

OBERSTADT – Kürzlich verlegte der Kölner Bildhauer Gunter Demnig sogenannte „Stolpersteine“ in der Mainzer Oberstadt, zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus.

Ausgehend von der Friedrich-Schneider-Straße 2 wurden an drei verschiedenen Adressen zeitversetzt insgesamt zehn Stolpersteine vom Künstler verlegt. Friedrich-Schneider-Straße 2 (insgesamt vier Steine für Karoline Mayer, geb. Koch, Isidor Mayer, Joseph Erich Mayer, Florette Hilde Mayer), Am Rosengarten 17 (insgesamt zwei Steine für Dr. Eugen und Hedwig Mannheimer, geb. Weiss), An der Karlsschanze 16 (insgesamt vier Steine für Liselotte Scheuer, geb. Lekisch, Hans Scheuer, Stefan Karl Scheuer, Claus Michael Scheuer). Die vorbereitete Stelle, direkt mittig gegenüber dem Gartentor war nur noch vom Künstler auszuheben, provisorisch hatte man dort das graue Betonpflaster mit Füllsteinen belegt, damit kein Fußgänger zu Schaden kam.

1992 begann der Künstler mit dem Verlegen. Ein Stolperstein kostet einschließlich der Verlegung 120 Euro. Häufig sind es kleinere Initiativen, die sich um die Stolpersteine bemühen. Name und Geburtsjahr, Datum der Verhaftung, der Deportation und der Ermordung werden eingeprägt.

Gunter Demnig im Gespräch mit Ortsvorsteher Daniel Köbler. Foto: Claudia Röhrich

Mit kleinen Messingtafeln im Gehweg soll vor Wohnhäusern derjenigen gedacht werden, die in diesem Haus zuletzt lebten, bevor sie von den Nazis deportiert, der Heimat beraubt und in vielen Fällen ermordet wurden.

Die Tafeln werden von einem angegossenen Betonwürfel mit einer Kantenlänge von 96 × 96 und einer Höhe von 100 Millimetern getragen. Die Landeshauptstadt beteiligt sich an diesem dezentralen Gedenken seit 2007. Mit dieser Verlegung werden es insgesamt 317 Stolpersteine im Mainzer Stadtgebiet geben. Und damit den Menschen, die von den Nationalsozialisten zu Nummern degradiert und ermordet wurden, ihren Namen und damit die Erinnerung an sie zurückgeben.

An den Verlegungen der Stolpersteine nahmen die Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD), Initiatoren der Verlegung, der Verein für Sozialgeschichte e.V. und weitere Gäste teil. Interessierte waren willkommen dem Geschehen beizuwohnen. Die Dezernentin freute sich sehr, dass sie den Künstler so schnell wiedersehen konnte und erzählte, dass in den vielen Stadtteilen von Mainz Verlegungen stattgefunden haben. Die Bücherverbrennung war Teil eines Planes, um die Juden zu vernichten. „Wir wollen jüdische Existenzen sichtbar machen. Mit dem Projekt wird sich auf die Einzelschicksale konzentriert. Mit den Stolpersteinen legen wir den Menschen Steine in den Weg, die nicht gedenken, so Grosse. Sie dankte allen anwesenden Vereinen und auch den Paten der Steine.

Die vier „Stolpersteine“, mit den biographischen Informationen sind in den Gehweg eingebracht. Foto: Claudia Röhrich

Ein Zeitzeuge berichtete über die Lebensdaten der vier Opfer: Karoline Mayer, geb. Koch, Isidor Mayer, Joseph Erich Mayer, Florette Hilde Mayer, bevor drei Schülerinnen des Frauenlob-Gymnasium auf ihren Klarinetten schöne Lieder spielten. Der Vater der Familie Mayer, Isidor Mayer, war an der Front im ersten Weltkrieg und besaß eine Wasch- und Putzmittelproduktion in Mainz. Nach der Flucht nach Frankreich wurde die Familie 1944 nach Auschwitz deportiert und am 15. Februar getötet. Nur die Tochter Hilde konnte überleben. Im Jahr 1933 gab es in Mainz ein reges, jüdisches Gemeindeleben mit etwa 2.600 Mitgliedern. Der Unterdrückung der Mainzer Juden folgte schließlich die Vernichtung.

 

Claudia Röhrich

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Seit Februar 2015 bin ich als freie Journalistin bei Journal LOKAL - die lokale Zeitung tätig. Zuvor arbeitete ich nach meinem Informatikstudium viele Jahre als IT-Koordinatorin. Seit zwei Jahren bin ich als freie Journalistin im Deutschen Fachjournalistenverband (DFJV) akkreditiert. Die in vielerlei Hinsicht anspruchsvollen oder originellen lokalen Veranstaltungen motivieren mich bei Recherche und Verfassen meiner Artikel.