
GAU-ALGESHEIM – Ein Sonntag wie gemalt für die Radfahrer: klare Luft, Sonne über dem Hunsrück, gespannte Vorfreude in den Gesichtern. 31 Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten sich auf den Weg, wie Hermann Schön vom Rad-Sport-Vereins (RSV) Gau-Algesheim erzählt. Vier von ihnen RSV-Mitglieder, die übrigen Freunde des Vereins. Organisiert wurde die alljährliche Car&Bike-Tour von Schön, der die Route plante, das Begleitfahrzeug koordinierte und auf alle Eventualitäten vorbereitet war.
„Wir verstehen uns nicht nur als Hallenradsportverein, sondern als Teil des kulturellen Lebens unserer Stadt“, sagt Schön. „Das Breitensport-Angebot mit Radtouren oder Volksradfahren ergänzt unsere Aktivitäten und bringt Menschen zusammen.“
Von Kastellaun aus startete die Gruppe mit ihren Rädern Richtung Mörsdorf. Ziel war die berühmte Geierlay-Brücke mit beachtlichen 390 Metern Länge und 100 Metern in der Höhe. Im Begleitfahrzeug war Platz für Aussteiger, doch fast alle wollten das Erlebnis wagen, erzählt Schön. Im Vorfeld hatte er auf mögliche Höhenängste hingewiesen und sogar einen Shuttle-Service angeboten. „Überraschenderweise haben alle – bis auf eine Mitfahrerin – die Brücke schiebend überquert. Ich hatte großen Respekt, ob das gut ankommt, aber am Ende war es für alle ein echtes Highlight. In der Gruppe traut man sich einfach mehr zu.“
Nach einer Stärkung mit „Weck, Worscht und Woi“ führte die Route vorbei an Windrädern und durch Kappel nach Kirchberg. Die älteste Stadt des Hunsrücks bot nicht nur eine wohlverdiente Mittagspause, sondern auch eine historische Führung. „Ich wusste, dass Karl Drais als Kind vier Jahre in Kirchberg lebte, das war eine kleine Zugabe, aber nicht der Hauptgrund für den Stopp“, sagt Schön mit einem Lächeln über den Erfinder eines einspurigen Fahrzeugs ohne Pedale, also eines Fahrradvorläufers.
Auf dem Rückweg erinnerte die Fahrt durch das Gelände der ehemaligen US-Raketenbasis Pydna an Zeiten des Kalten Krieges. „Den NATO-Doppelbeschluss habe ich noch gut in Erinnerung. In den Nachrichten wirkt das immer abstrakt. Vor Ort sieht man erst die Dimensionen“, erzählt Schön nachdenklich. Auch unter den Mitfahrern kamen Erinnerungen auf. Viele sprachen über die aktuelle politische Lage zwischen den USA und Russland und zugleich die Hoffnung, dass Geschichte sich nicht wiederholt.
Nach 62 gefahrenen Kilometern erreichte die Gruppe wieder Kastellaun. Zufriedene Gesichter, Fotos von der Brücke, gemeinsames Lachen. Für die RSV-Familie ein gelungener Tag. „So soll es sein“, fasst Schön zusammen.
Red





















