Start Gesellschaft Grabmal bei Ingelheim dank Smartphone-App sichtbar

Grabmal bei Ingelheim dank Smartphone-App sichtbar

Bürgermeisterin von Ingelheim, Eveline Breyer, lädt die App auf ihr Smartphone herunter. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

INGELHEIM – Zahlreiche Besucher haben die Möglichkeiten genutzt, die ihnen der XVI. Römertag Rheinhessen geboten hatte, um sich der antiken Vergangenheit der Region zu nähern. In Heidesheim konnten sich die Besucher in der Georgskapelle über die Spuren eines römischen Landguts, das in der fränkischen Zeit zu einer Kultstätte geworden war, informieren. In Ingelheim wurde am Münzengraben, unweit der A 60, eine Smartphone-Applikation präsentiert, die mittels „Augmented Reality“, also erweiterter Realität, die aktuellen Forschungsergebnisse auf eindrucksvolle Weise näherbrachte.

Am Ort der Präsentation erinnerte Schirmherrin des Römertags Rheinhessen Landrätin Dorothea Schäfer an die Anfänge der Regionalparkidee Römerroute Rheinhessen. „Seit der Zeit der ersten Idee vor 19 Jahren hat sich vieles verändert, zum Beispiel die Digitalisierung“, so Schäfer. Gemeinsam mit der Leiterin des Museums bei der Kaiserpfalz in Ingelheim, Ingeborg Domes und der Kulturdezernentin und Bürgermeisterin von Ingelheim, Eveline Breyer, enthüllte Schäfer die Nachbildung einer römischen Skulptur, die neben vielen Informationen auch einen QR-Code bereitstellte, mit dem die Applikation „Ingelheim zur Römerzeit“ heruntergeladen und gestartet werden konnte.

Museumleiterin Ingeborg Domes und Bürgermeisterin Eveline Breyer bei der Enthüllung der Info-Skultptur. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Die Anwendung beinhaltete unter anderem eine Rekonstruktion des Grabmonuments, das sich an der Stelle befunden haben sollte. Im Mittelpunkt der Applikation standen drei römische Statuen, deren Originale im Museum besichtigt werden können. Die lebensgroßen Figuren waren ursprünglich Teil eines monumentalen, farbig gefassten Grabmals, das im 1. Jahrhundert nach Christus in der Nähe eines römischen Gutshofes, einer so genannten „villa rustica“, errichtet worden war. Durch die Kamera des Smartphones oder Tablets und die Verknüpfung der Inhalte mit GPS-Koordinaten konnten die Besucher das Monument mitsamt der Umgebung in einem 360-Grad-Panorama betrachten.

„Die Reste des Grabs sind leider nicht mehr erhalten“, erläuterte Domes bei der Vorführung. Doch die Figuren, die nach ihrer Entdeckung im 19. Jahrhundert „relativ schnell nach Wiesbaden in die Sammlung Nassauischer Altertümer gelangten, befanden sich bis 2021 im Stadtmuseum Wiesbadener“, so Domes. „Das Museum stellte sie uns aber als Dauerleihgabe zur Verfügung. Vorerst für fünf Jahre, aber das lässt sich künftig immer wieder verlängern.“ Da die Figuren Farbspuren der ursprünglichen Bemalung enthielten, sei es wissenschaftlich möglich gewesen, sie zu rekonstruieren und bunt in die App zu integrieren.

Wie Breyer informierte, wurde das Projekt „Ingelheim zur Römerzeit“ im Rahmen des Verbundprojektes realisiert und vom Bund gefördert. Die App beinhaltet darüber hinaus eine geführte Tour mit mehreren Stationen. So begleitet das Programm den Nutzer auf einer Tour vom Museum über den einstigen Ort einer „villa rustica“ und am Gelände an der Wilhelm-von-Erlanger-Straße vorbei, wo „bei Rettungsgrabungen Hinterlassenschaften aus fast 3.000 Jahren Menschheitsgeschichte“, so die App, stattgefunden hatten.

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach