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„Hallo Mama, ich hatte einen Unfall und brauche Geld“ Seniorensicherheitsberaterin warnt vor Betrug am Telefon

Mit Schockanrufen versuchen Betrüger zumeist ältere Menschen finanziell auszunehmen. Grafik: Polizeipräsidium Mainz 
LAUBENHEIM – Kuriose Anrufe bekommt man mitunter, meistens stellt sich heraus, dass sich jemand verwählt hat. Doch was, wenn plötzlich der vermeintliche Sohn im Urlaub seine Kreditkarte verloren hat oder gar einen Unfall gehabt haben soll und der Angerufene gebeten wird, Geld auf ein noch anzugebendes Konto zu überweisen?

Was, wenn ein vermeintlicher Polizist anruft und fragt, wie alt man ist und wo man seine Wertsachen aufbewahrt? Und der vorschlägt, er werde das Geld abholen und sicher verwahren? Alle Alarmglocken sollten schrillen, nur leider fallen gerade ältere Menschen immer wieder auf solche betrügerischen Anrufe herein.

Zum Thema „Schockanrufe“ und Enkeltrick – meist über WhatsApp oder SMS – hatte jetzt die seit vier Jahren als ehrenamtliche und von Polizei und Präventivrat ausgebildete Seniorensicherheitsberaterin Rita Markgraf in die Räume des TV Laubenheim eingeladen, um dort Interessierten bei einer so genannten Audioversion zu verdeutlichen, wie schnell und einfach Betrüger über Telefon an Informationen kommen.

„Es geht niemanden etwas an, ob und wie viel Geld oder Wertsachen ich im Haus habe oder wie der Sohn oder die Tochter heißt“, wies Markgraf auf Fragen hin, auf die Angerufene oft viel zu schnell antworten. Der Anrufer wisse beim Erstkontakt mit potenziellen Opfern nichts, weder ob es Kinder, einen Ehemann oder andere Angehörige gibt, noch wer die Person ist, mit der er spricht. „Es wird vom Betrüger einfach mal so ins Blaue gesprochen. Wenn dann der Angerufene darauf eingeht, kann der Betrüger sein Gespräch lenken und wie geplant durchziehen.“ Angerufene teilen dann laut Markgraf oft unbewusst weitere Details und Informationen mit.

Gespannt lauschten etwa zehn Interessierte der Sicherheitsberaterin. Sie alle haben bereits derartige Anrufe entgegengenommen oder aber wollen vermeiden, dass sie selbst oder ihre Eltern auf diese Masche hereinfallen. „Seien Sie vorbereitet“, so der Tipp der Referentin. Gleich Auflegen oder sogar mit der Polizei drohen, das sei die richtige Reaktion.

Doch viele merken am Telefon nicht, was los ist. Sie reagieren schockiert und wollen sofort helfen, weil das Kind vermeintlich in Not geraten ist. „Sätze wie  ,Sprechen Sie mit niemandem und halten Sie die Leitung frei‘ sollten Warnhinweis für jeden sein, der einen solchen merkwürdigen Anruf erhält“, so Markgraf.

Als ehemalige Angestellte der Bundesnetzagentur in der Rufnummernverwaltung tätig, weiß Markgraf, dass jeder Festnetzanschluss zwei Leitungen hat und dass man deshalb die vermeintlich in Not geratene Person mit einem anderen Zweitgerät oder eben mit dem Handy direkt parallel kontaktieren kann. So habe man schnell Sicherheit, ob der Anruf seriös ist oder nicht. Hat man erst einmal Geld überwiesen oder geschickt, ist es laut Markgraf in den meisten Fällen zu spät. Die Täter sitzen meist im außereuropäischen Ausland und sind nur sehr schwer zu ermitteln und zu greifen.

kga