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Harald Lesch eröffnete die neue Vorlesungsreihe an der JGU Klimawandel in interdisziplinärer Perspektive

Harald Lesch (stehend im Bild) referierte in der Mainzer Uni über so genannte Kipppunkte, die die Folgen des Klimawandels unumkehrbar machen würden. Foto: Stefan F. Sämmer / JGU

HAMÜ – Zum Semesterbeginn ist an der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) in Mainz eine ganz besondere Vorlesungsreihe gestartet: „Visions for Climate“ bringt führende Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammen, um Antworten auf die drängenden Fragen des Klimawandels zu geben. Denn der Klimawandel ist längst nicht nur eine naturwissenschaftliche Angelegenheit.

Besonders die Einführungsvorlesung wurde in dem Zusammenhang äußerst interessant: Mit Dr. Harald Lesch und seiner Frau Cecilia Scorza standen zwei echte akademische Berühmtheiten am Rednerpult. Entsprechend ihrem Bekanntheitsgrad war der Hörsaal brechend voll. Die Vorlesungen sind bei Studenten so eine Sache: Die Hörsäle leeren sich oft nach wenigen Wochen. Am Ende bleiben die Ehrgeizigen und die, die sich wegen fehlender Vorbereitung an jeden Strohhalm klammern.

Cecilia Scorza ist einer breiten Öffentlichkeit durch ihre Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bekannt. Foto: Stefan F. Sämmer

Wenn eine Veranstaltung der Gewohnheitsregel trotzen kann, dann ist es „Visions for Climate“. Jede Woche präsentiert ein führender Wissenschaftler ein Thema zum Klimawandel. Die interdisziplinäre Ausrichtung der Vorlesungsreihe will drängende Fragen aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchten. Lesch und Scorza gehören beispielsweise auf dem Gebiet der Astrophysik zu den führenden Wissenschaftlern. Lesch hat sich darüber hinaus als Naturphilosoph profiliert, Scorza ist einer breiten Öffentlichkeit durch ihre Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bekannt.

Lesch und Scorza referierten über die sogenannten „Kipppunkte“, deren Überschreiten die Folgen des Klimawandels unumkehrbar machen würde. Kippelemente wie Regenwald, Meeresströmungen und Permafrostböden sind resiliente Systeme mit kritischen Schwellenwerten. Werden diese Kipppunkte überschritten, drohen extreme Veränderungen: Regenwald wird Wüste, Ozeane werden zu toten Zonen, und der Meeresspiegel steigt drastisch. Besonders gefährlich sind positive Rückkopplungen, etwa beim Eisschild Grönland: Schmelzendes Eis legt dunklere Landflächen frei, die mehr Sonnenlicht absorbieren, was den Schmelzprozess beschleunigt – ein unumkehrbarer Teufelskreis.

Neben ökologischen gibt es auch soziale Kipppunkte. Die Wissenschaftler beleuchteten Fragen zur Mobilisierung für klimaverträgliches Verhalten: Wie sensibilisiert man ohne moralischen Zeigefinger? Wie verbindet man Fakten mit den Emotionen des Klimadiskurses? Die Resonanz im Hörsaal zeigt das hohe Interesse an diesen drängenden Fragen.

Die Vorlesungsreihe ist für die interessierte Öffentlichkeit bestimmt. Die Reihe wird von der JGU in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem Offenen Kanal Mainz angeboten. Infos sowie die Möglichkeit, die Vorträge im Internet anzusehen, sind über die Homepage: https://zukunft.uni-mainz.de/vfc/ abrufbar.

Autor: Felix Werner