HECHTSHEIM – Ganz Mainz feierte in Form von kostenfreien Fahrten in Bus und Bahn mit, als am Wochenende zwei Stadtteile mit großen Feiern den 100. Geburtstag ihrer Straßenbahn – der Elektrisch“ – an den Endhaltestellen Schinnergraben in Hechtsheim und Bahnstraße in Bretzenheim begingen.
Rund um die Wendeschleife am Hechtsheimer Feuerwehrhaus waren Getränke und Speisestände sowie Infotische und Kinderspiel-Ecken aufgebaut. Eine hochmoderne Stadtbahn fährt an dem auf einem Gleis abgestellten alten Wagen 93 vorbei, der noch auf einem hohen Fahrgestell steht, und ein Einsteigen zur sportlichen Übung werden lässt. Der Boden ist aus Holz, so auch die Bänke, die mit Lederpolster überzogen sind. Ein Zug an der Strippe, die Klingel läutete, so machten Fahrgäste früher darauf aufmerksam, dass sie an der folgenden Haltestelle aussteigen wollten.
Im Feuerwehrgerätehaus haben die Straßenbahnfreunde Mainz eine Straßenbahnanlage vor dem Mainzer Bahnhof aus Lego aufgebaut. Dahinter stehen zahlreiche Stellwände, auf denen anhand von Bildern und Fotos die Geschichte der Straßenbahn von ihren Anfängen als Dampfbahn bis hin zur Elektrisch und weiter bis heute dokumentiert ist. Hatte die Dampfbahn noch die Strecke über den Bretzenheimer Mühlweg und an der Lindenmühle vorbei hinauf nach Hechtsheim nehmen müssen, war die Streckenführung über die steile Gaustraße spätestens mit der Einführung der Elektrizität der neue Weg. Anfangs wurde Hechtsheim dank eines Bürgerbegehrens an die Straßenbahn von Mainz angebunden. Somit war der Stadtteil mit Mainz schon lange vor der Eingemeindung verbunden.
Jochen Erlhof war von Bretzenheim, wo ebenfalls gefeiert wurde mit der Bahn nach Hechtsheim gekommen, um auch hier die Gäste zu begrüßen. Gegenüber der Finanzministerin von Rheinland-Pfalz, Doris Ahnen, sprach er die Hoffnung aus, mit dem geplanten Ausbau des Mainzer Straßenbahnnetzes bis in die Oberstadt und eventuell auch weiter nach Ebersheim und in die Neustadt hinein Gelder vom Land zu bekommen. Als der Bund einen Zuschuss zum Bau der Mainzelbahn ankündigte, sei das Land leider abgesprungen. Dies könnte in Zukunft anders laufen, hoffte Erlhof. Ortsvorsteherin Ulrike Cohnen, Mitglieder des Ortsbeirates sowie Vertreter der örtlichen Vereine, die die Feier der Straßenbahn mitgestalteten, schauten am Schinnergraben vorbei.
Während aus dem Kiosk „Linie11“ Bratwurst und Pommes verkauft wurden, schenkte das Weingut Zehe-Clauß vor dem Feuerwehrgerätehaus Rebsäfte aus. In der Hüpfburg im Schatten einer riesigen Platane tobten Kinder, andere ließen sich Schmetterlinge ins Gesicht malen. An einem Stand der Mainzer Mobilität gab es ein Gewinnspiel. Besonders spannend aber war wohl für die meisten Besucher der historische Straßenbahnwagen 93, der am Rande der Wendeschleife stand, und geduldig einen Besucher nach dem anderen durch sein Inneres laufen ließ.
Autor: kga