BODENHEIM – In der letzten Ausgabe des vergangenen Jahres berichtete Journal LOKAL über die aktuelle Jagdsaison in der Region. Der Artikel enthielt einen Hinweis der Tierschutzorganisation PETA, der zur Vorsicht bei Waldspaziergängen aufgrund von Jagdunfällen mahnte. Dies löste bei einigen Lesern Besorgnis aus. Weiterhin wurden im Artikel Bedenken von PETA gegen die Hobbyjagd erwähnt, einschließlich der Ansicht, dass die Jagd aus ökologischer Sicht unnötig sei. Diese Aussagen führten zu Kontroversen, besonders unter Experten. Um diese Thematik aus einer anderen Perspektive zu beleuchten, traf sich das Journal LOKAL mit Tom Bender, dem Leiter des Hegerings Bodenheim. Bender, Jagdpächter in Lörzweiler, setzt sich für den Erhalt gesunder Wildbestände ein und bietet damit einen Einblick in die Bedeutung und Praxis der Jagd in unserer Region.
Journal LOKAL: Herr Bender, was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass die Hobbyjagd gefährlich für andere ist?
Tom Bender: Ich möchte mich von dem Begriff der „Hobbyjagd“ distanzieren. Die Jagd, oder wie ich sage, das Waidwerk, ist das älteste Handwerk der Menschheitsgeschichte und ihm gehe ich mit Passion nach. Die Jagd in Deutschland ist grundsätzlich sicher. Eines der strengsten Waffen- und Jagdgesetze Europas stellt es sicher. Sie ist genauso ungefährlich wie eine Radtour oder ein Spaziergang. Nichtsdestotrotz muss man sorgfältig bleiben, um Unfälle zu vermeiden. Ein Restrisiko bleibt wie bei allen Aktivitäten.
Journal: Warum ist die Jagd sinnvoll oder sogar notwendig?
Bender: Jagd ist ein essentieller Bestandteil der Kulturlandschaft. Im Revier in Lörzweiler sind von rund 550 nur knapp 20 Hektar Ausgleichs- und Naturflächen. Der Rest ist bebaut oder untersteht einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung. Zu sagen, die Natur regelt sich selbst, und ihr gleichzeitig nicht mal vier Prozent Flächenanteile zuzusprechen, ist fernab von Realität. Es mag sein, dass dies für große Flächenverbände wie den Yellwostone oder den Krüger Nationalpark möglich ist. In Rheinhessen würde ein Jagdverbot zum Verlust vieler Arten führen.
Journal: Warum reicht es nicht, die Jagd ausschließlich Berufsjägerinnen und -jägern zu überlassen?
Bender: Die Kosten hierfür wären enorm. Für die VG Bodenheim beispielsweise wären rund zwei Angestellte notwendig. Allein die Kosten für deren Gehälter beliefen sich auf circa 70 000 Euro pro Jahr. Hinzu kämen Ausrüstung und ein Fahrzeug. Gleichzeitig fehlten aber die Einnahmen aus der Jagdpacht, mit denen unter anderem der Wegebau finanziert wird.
Journal: Sie benutzen gerne den Begriff Jagdethik. Was darf ich mir darunter vorstellen?
Bender: Hier möchte ich gerne Otto von Riesenthal zitieren: ,Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, waidmännisch jagt, wie sich’s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt‘. Für mich ist jedes Tier ein besonderes Individuum, dessen Leben ich nie ohne vernünftigen Grund nehmen würde.
Journal: Sind die Fronten zwischen Jägern und Jagdgegnern inzwischen so verhärtet, dass kein Dialog mehr stattfindet?
Bender: In meinen Augen lehnt nur ein sehr kleiner, aber sehr lauter Teil unserer Gesellschaft die Jagd ab. Leider sind sehr viele Vorurteile in den Köpfen der Menschen verankert. Ich erachte den Dialog jedoch als rudimentären Bestandteil einer Weiterentwicklung. Daher bin ich jederzeit bereit auch Menschen, die der Jagd kritisch entgegenstehen, meine Welt und Beweggründe zu zeigen. Ich bin zuversichtlich, durch sachliche Informationen aus meiner täglichen Praxis ein Umdenken oder zumindest eine gewisse Akzeptanz erreichen zu können.
Journal: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Michael Türk