DRAIS – Er hatte sich etwas verspätet, umso wärmer aber fielen die Worte des derzeit mit den konstituierenden Sitzungen der Ortsbeiräte viel beschäftigten Oberbürgermeisters Nino Haase (parteilos) in Drais aus. Er bedankte sich im Ristorante Roseto bei den – wie er sie selbst nannte – „alten Hasen“, die er nun nach langjährigem uneigennützigen Einsatz für ihren Stadtteil aus ihrem Amt als Ortsbeiratsmitglied verabschieden musste und begrüßte die Neuen auf das Herzlichste. „Vielen Dank, dass Sie sich der Aufgabe angenommen haben und einen Beitrag leisten für eine funktionierende Demokratie, indem Sie sich als Sprachrohr für ihren Stadtteil einsetzen“, sagte Haase. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Stimmung im Land nicht sehr rosig sei, sei es notwendig, dagegen anzukämpfen und so den Menschen Perspektiven zu zeigen.
Bezogen auf Mainz erklärte der Oberbürgermeister, Engagement könne auch mangelndes Geld überbrücken und spielte damit auf die klammen Stadtkassen an. „Wir können uns nicht alles leisten.“ Umso wichtiger sei es, darauf zu achten, was wirklich wichtig sei, mahnte Haase. Das neue Gremium möge dies bei seinen Forderungen und Anträgen stets im Hinterkopf behalten.
Per Handschlag nahm der Oberbürgermeister das gesamte neue 13-köpfige Ortsbeiratsgremium (CDU: sechs Sitze, SPD: drei Sitze, Grüne: drei Sitze, FDP: einen Sitz) in die Pflicht und wünschte „gutes Gelingen“. Dem neuen Ortsvorsteher Joachim Kleintitschen (CDU) wünschte er Glück und eine gute Hand für den kleinsten Stadtteil der Stadt. Er trete in große Spuren, die der im März verstorbene Ortsvorsteher Norbert Solbach (CDU) hinterlassen habe, und der nach 29 Jahren Amtszeit jetzt das Zepter „sicher gerne persönlich“ weitergereicht hätte. Kleintitschen begrüßte unter den Gästen die Ehefrau des verstorbenen Ortsvorstehers. „Ich hätte gerne mit seiner Hilfe an seine umfangreiche Erfahrung angeknüpft“, sagte Kleintitschen sichtlich bewegt und appellierte an das Gremium: „Als Ortsvorsteher ist alles neu für mich, helft mir und seht mir Stolperer nach.“ Auch er betonte, als Mitglied des Ortsbeirates bekleide man ein Ehrenamt, das ein wichtiges Bindeglied zwischen Stadtteil, Verwaltung und Stadt sei. „Lassen Sie uns also zusammenstehen und antidemokratischen Kreisen trotzen“, so der neue Ortsvorsteher. „Lassen Sie uns mit den Bürgern ins Gespräch kommen und bleiben, und lassen Sie uns dafür werben, dass unsere Sitzungen größtenteils öffentlich sind.“ An Haase gerichtet kündigte Kleintitschen bereits an: „Sie, Herr Oberbürgermeister, werden immer wieder von uns hören.“
Haase übernahm nach dem offiziellen Teil noch die Verabschiedung und Ehrung langjähriger Ortsbeiratsmitglieder mit Urkunde, Pin und Ratsmedaille. Wehmütig blickte Dr. Jürgen Witt (FDP) nach 25 Jahren zurück. Man habe in dieser Zeit nicht alles erreicht, zum Beispiel gebe es immer noch keinen Radweg nach Gonsenheim, doch wenigstens habe man den ZDF-Medienpark verhindern können.
kga