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MAINZ – Zu einer Gedenkstunde der besonderen Art hatte der Verein „Schlaraffia Moguntia“ in seine „Gutenbergburg“ oberhalb des „Heilig-Geist“-Gebäudes eingeladen. In Erinnerung an die während des Nationalsozialismus deportieren jüdischen Mitglieder, in der Sprache der Schlaraffen auch „Sassen“ genannt, wurde deren Schicksal von der Gefangenschaft über die Deportation bis zur Ermordung recherchiert. In Zusammenarbeit mit dem Haus des Erinnerns für Demokratie und Akzeptanz wurden die Schicksalswege aufbereitet, teilt der Verein mit.
Nach der Begrüßung der Gäste, unter ihnen OB Nino Haase, Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde Mainz-Rheinhessen sowie Vertreter aus Stadtrat und Bundestag, durch den Vorsitzenden der Stiftung, Ulrich H. Drechsler, erinnerte OB Haase in seinem Grußwort an die historische Vergangenheit und Schicksale der jüdischen Bewohner von Mainz. Unter anderem mit derzeit 341 Stolpersteinen wird in Mainz an diese Biografien gedacht.
Seit 165 Jahren gibt es den Weltbund Schlaraffia, dem viele jüdische Mitglieder angehörten. Dennoch erlebten auch die Mitglieder dieses der Kultur verschriebenen Freundschaftsbundes die Folgen der schrecklichen Ideologisierung. Im Frühjahr 1933 wurden sämtliche jüdische Mitglieder aus dem Verein Schlaraffia Moguntia ausgeschlossen.
In einem aus Bronze gegossenen Gästebuch, auch Schmierbuch genannt, sind die Ritternamen der recherchierten Sassen aufgeführt. Gefertigt wurde dieses Werk von der Mainzer Künstlerin Alexandra Kapogianni-Beth. „Diese Gedenktafel ist ein Zeichen der Erinnerung, des Respekts und der Trauer. Diese Gedenktafel ist aber auch ein Mahnmal für die Zukunft und fordert uns immerfort auf, Lehren aus dem grausamen Geschehen zu ziehen“, so OB Haase.
In bewegenden Schilderungen erinnerte Fritz Arnold als Oberschlaraffe an die brutalen Maßnahmen durch die Nationalsozialisten gegenüber den Mitgliedern des Bundes Schlaraffia. Auch die Vorgehensweise durch die Mainzer Verwaltung wurde beleuchtet. Der Schlaraffe und Journalist Jürgen Bergs und der Historiker Henrik Drechsler erläuterten im weiteren Verlauf die erforschten historischen Werdegänge der betroffenen jüdischen Mainzer Schlaraffen. Diese umfangreichen Nachforschungen basierten auf Unterlagen aus den diversen Archiven und Datenbanken und sollen den Auftakt bilden, sich auch künftig mit der eigenen Vereinsgeschichte auseinanderzusetzen.
Die musikalische Untermalung der Veranstaltung übernahmen die beiden Stipendianten Jennifer Klein und David Jakob Schläger von der Anni-Eisler-Lehmann-Stiftung, die jeweils Werke von Gustav Mahler und Oscar Strauss aufführten.
red