Start Kultur Klangvolle Weihnachtsbotschaft in St. Peter Meisterhaft >>>Ensemble Chordial begeistert mit Bachs Meisterwerk

Klangvolle Weihnachtsbotschaft in St. Peter Meisterhaft >>>Ensemble Chordial begeistert mit Bachs Meisterwerk

Das Ensemble Chordial wurde 2008 als Kammerchor von Studierenden in Mainz gegründet. Die barocke Kirche St. Peter in Mainz bot am zweiten Adventssonntag den stimmungsvollen Rahmen für eine Aufführung der ersten drei Kantaten von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

ALTSTADT – Die barocke Kirche St. Peter in Mainz bot am zweiten Adventssonntag den stimmungsvollen Rahmen für eine Aufführung der ersten drei Kantaten von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium. Veranstaltet wurde das Konzert vom Ensemble Chordial in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Kantatenorchester. Leiter war Gründer und Chorleiter des Ensemble Chordial, Daniel Rumpf. Ein beeindruckendes Solistenquartett – Katarína Kurucová (Sopran), Yongbeom Kwon (Countertenor), Matthew Vickers (Tenor) und Gleb Ivanov (Bariton) – vervollständigte die Liste großartiger Künstlerinnen und Künstler. Kein Wunder, dass die Kirche in kürzester Zeit bis auf den letzten Platz besetzt war.

Das Weihnachtsoratorium, ursprünglich 1734/35 in Leipzig uraufgeführt, ist eines der bekanntesten Werke Bachs. Es umfasst sechs Kantaten, die verschiedene Etappen der Weihnachtsgeschichte schildern. Die ersten drei Kantaten behandeln die Geburt Christi, die Verkündigung an die Hirten und die anschließende Anbetung des neugeborenen Kindes. Jede Kantate verbindet festliche Chöre, lyrische Arien und prächtige Instrumentalsätze, die die festliche Stimmung und die theologische Tiefe des Weihnachtsgeschehens unterstreichen.

Unter Daniel Rumpfs präziser und inspirierender Leitung präsentierten das Ensemble Chordial und das Heidelberger Kantatenorchester eine Interpretation, die gleichermaßen kraftvoll und feinsinnig war und die das Publikum von Anfang an in ihren Bann zog. Besonders bemerkenswert war die Balance zwischen Chor, Orchester und Solisten – wohl mit ein Verdienst Rumpfs, der den barocken Stil mit einem Gespür für dynamische Nuancen und lebendige Phrasierungen gestaltete.

Katarína Kurucová, eine der vielversprechendsten Sopranistinnen ihrer Generation mit Hang zu dramatischen Koloraturen, überzeugte nicht nur im Duett, sondern auch in ihren Solopartien mit einer fein nuancierten Interpretation und einer Stimmführung, die auch in anspruchsvollen Passagen mühelos wirkte. Der Countertenor Yongbeom Kwon glänzte mit einer warmen, ausdrucksvollen Altstimme, die selbst in den schwierigsten Koloraturen kontrolliert blieb. Seine Interpretation der Arie „Schlafe, mein Liebster“ war sicherlich ein emotionaler Höhepunkt des Abends. Mit seiner außergewöhnlichen Stimme sorgte er für einige vokale Höhepunkte und holte in Ensembleszenen auch das eine oder andere Mal mächtig aus. Vickers, seit der Saison 2023/2024 Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt, gestaltete die Evangelistenrolle mit klanglicher Klarheit und ergreifender Präsenz. Die Weihnachtsgeschichte wurde geradezu lebendig durch seine Interpretation. Zu guter Letzt beeindruckte Bariton Ivanov durch die kraftvolle Tiefe seiner Stimme, die besonders in der majestätischen Arie „Großer Herr und starker König“ eine eindrucksvolle Wirkung entfaltete.

Ein besonders berührender Moment des Abends war – neben vielen anderen – das Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen“ aus der dritten Kantate, in dem Kurucová und Ivanov miteinander in klanglicher Symbiose glänzten. Kurucovás klare, strahlende Stimme harmonierte hervorragend mit Ivanovs warmer und ausdrucksstarker Baritonlage. Sängerin und Sänger verstanden es, ihre dynamischen Bögen und Phrasierungen so aufeinander abzustimmen, dass ein lebendiger Dialog entstand. Das Zusammenspiel der Stimmen mit den sanften Linien des Continuo verlieh dem Duett eine intime und zugleich erhabene Atmosphäre, die das Publikum in ihren Bann zog.

Die barocke Kirche St. Peter in Mainz, mit ihrer prachtvollen Architektur und reich verzierten Innenausstattung, bot nicht nur eine visuell beeindruckende Kulisse für dieses besondere Konzert, sondern auch einen akustisch idealen Rahmen für Bachs Musik. In Kombination mit der festlichen Atmosphäre der Kirche wurde die Aufführung zu einem rundum stimmungsvollen Erlebnis. Die Aufführung war ein musikalischer Hochgenuss und ein würdiger Auftakt in die Weihnachtszeit. Das Zusammenspiel von Chor, Orchester und Solisten zeigte Bach auf höchstem Niveau. Besucherinnen und Besucher, unter ihnen auch der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase, honorierten die hingebungsvollen Darbietungen durch minutenlangen, stehenden Beifall.

Das Ensemble Chordial wurde 2008 als Kammerchor von Studierenden in Mainz gegründet. Ziel war es, selten aufgeführte Werke der weltlichen und geistlichen Chormusik zum Leben zu erwecken und regelmäßig in Konzerten zu präsentieren. Das Repertoire des Chors reicht dabei von Werken der Renaissance und des Barocks über romantische und impressionistische Stücke bis hin zur Moderne. Bei größeren Projekten erhält die Kammerchorbesetzung von zurzeit mehr als 30 Mitgliedern Verstärkung durch einen Projektchor, so auch hier beim Weihnachtsoratorium. Das Heidelberger Kantatenorchester hat seine Wurzeln an der evangelischen Stadtkirche Wiesloch. Im Laufe der Jahre erweiterte sich der Einsatz des Orchesters weit über die Region hinaus. Sein Repertoire umfasst die gesamte kirchenmusikalische Literatur. Es setzt sich zusammen aus Berufsmusikern, Musikschullehrenden und Musikstudierenden.

 

Sabine Longerich

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Nach mehr als 25 Jahren Berufserfahrung im Bereich der Kommunikations-, Redaktions- und Pressearbeit und mehr als 30 Jahren Autorentätigkeit bin ich seit April 2024 für das JOURNAL LOKAL unterwegs. Da ich - gut vernetzt in der gesamten VG Bodenheim - mitten im alten Ortskern von Bodenheim wohne weiß ich, über welche Neuigkeiten und Projekte man unbedingt berichten sollte. Mein besonderes Interesse gilt dem sozialen Miteinander, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen sowie der Orts- und VG-Politik. Journalistische Ausflüge führen mich u. a. auch nach Laubenheim, in die VG Rhein-Selz und an andere schöne Orte.