LÖRZWEILER – „Lörzweiler ist ein Straßendorf“ – so der Ortsbürgermeister Steffan Haub. „Da sind viele Pläne nicht so umsetzbar, wie in einem Haufendorf. Ich denke an ein Radwegekonzept. Und gerade dieses wurde in der 1. Phase sehr oft angeregt.“
Mit Mitteln des Ministeriums des Inneren und für Sport in Rheinland-Pfalz konnte das Büro „stadtimpuls“ aus Landau gewonnen werden. Mit ihnen gemeinsam wurde das nun in Gang gesetzte Verfahren festgelegt.
- Die 1. Phase war die Bürgerbefragung, die am 31.01.2021 endete. 20 % der Haushalte haben eine Rückmeldung gegeben – was Steffan Haub sehr stolz macht.
- Die 2. Phase werden Workshops sein, die eigentlich bereits hätten anlaufen sollen – aber durch Corona auf den Spätsommer verlegt werden müssen. Da die finanzielle Unterstützung jedoch am 31.12.2021 ausläuft ist trotz allem Eile geboten.
Die Gemeinde möchte die Vorschläge aus der Bürgerschaft in mehreren Themen-Workshops diskutieren lassen mit dem Ziel, dass konkrete realisierbare Vorgaben zu erarbeiten. - Die 3. Phase wird der Umsetzung gewidmet sein. Alle möglichen umsetzbaren und finanzierbaren Projekte sollen gestartet werden.
- Die 4. Phase dient der kontinuierlichen Verstetigung – der Prozess soll dauerhaft weitergeführt werden.
In der Bürgerbefragung kristallisierten sich Schwerpunkte heraus, die durch das Alter der Teilnehmer sehr unterschiedlich geprägt sind. Die Jugend drängt auf eine deutliche Erweiterung des Öffentlichen Nahverkehrs, der vor allem in den Abendstunden und an Wochenenden stellen ein Probleme dar. In wie weit es hier eine Verbesserung durch den kreisweit geplanten Busverkehr geben wird, wird sich noch herausstellen. Auch ist eine BTM-Strecke (Radsportstrecke) wünschenswert.
Ältere Menschen möchten sehr gerne die Versorgung mit Lebensmittel etc. ortsnah haben. Jetzt muss man wegen jedem Brötchen, Scheibe Wurst nach Bodenheim/Nackenheim oder Harxheim fahren. Ein Problem für Viele. Der „marktreff“ musste nach 10 Jahren schließen. Steffan Haub: „Gespräche mit Lebensmittel-Unternehmen haben gezeigt, dass unser Raumangebot einfach zu klein ist, um wirtschaftlich zu arbeiten! Sehr schade, aber auch verständlich.“
Auch erkannt wurde, dass die Dorfgemeinschaft doch recht alt geworden ist und dadurch weitere Aufgaben auf die Gemeinde zukommen werden.
Ein Hauptthema ist der Verkehr – sowohl der ruhende als auch der Durchgangs-Verkehr. Durch die alte Bebauung sind Gehwege sehr schmal, Parkplätze fehlen überall.
Viel gefordert wird ein Konzept für Radwege. Aktuell enden alle an den Ortseingängen. „Uns ist sehr bewusst, dass eine Fahrt mit dem Rad über die Hauptstraße von Nackenheim kommend nach Mommenheim sehr gefährlich ist – da muss sich was ändern! Die Frage ist: Wie können wir das ändern! Ich baue sehr auf die Vorschläge unserer Bürgerinnen und Bürger, möchte das Konzept aber auch in das des Landkreises Mainz-Bingen einbinden,“ so Steffan Haub.
Ein weiteres Ziel ist es, Identifikationsmerkmale zu finden und diese weiter zu entwickeln. Dies vor allem im Ortskern. Gedacht wird u.a. an den Bereich Königstuhlstraße und den Rathaus-Platz. Beide Bereiche sollen umgestaltet und somit aufgewertet werden. So soll das Bestehende (z.B. Wiegestation) erhalten und einbezogen, aber auch Aufenthaltsqualität geschaffen werden.
Sollen neue Baugebiete entwickelt werden oder „nur“ innerorts verdichtet werden, auch dieses Thema muss der Gemeinderat nach den Workshops beschließen.
Steffan Haub fasst zusammen: „Unser Dorf soll lernen, sich selbst zu verwalten. Die Bürger sollen der Verwaltung sagen: Das ist unser Projekt und wir werden dieses gemeinsam mit der Gemeindespitze umsetzen. Dieser jetzt angestoßene Prozess ist ein auf Jahre ausgelegter Plan. Er wird sich in den zukünftigen Haushaltsplänen der Gemeinde wiederfinden müssen. Wir zapfen alle finanziellen Töpfe an, um die Umgestaltung z.B. der Königstuhlstraße voran zu treiben. Ohne die sehr gute Zusammenarbeit der Koalition ist so ein Prozess nicht leistbar!“
Wolf-Ingo Heers