Start Gesellschaft Margit Sponheimer: „Wir müssen unsere Träume leben“

Margit Sponheimer: „Wir müssen unsere Träume leben“

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WEISENAU – Der Weisenauer Kultursommer hat das Publikum mit einem weiteren Highlight begeistert. Das Trio „Klezmers Techter“ hat in der evangelischen Kirche einen fulminanten Auftritt hingelegt. Wegen der hohen Ticket-Nachfrage gaben die Musikerinnen Gabriela Hofmann (Klarinette, Bassklarinette), Almut Schwab (Akkordeon, Cimbalom) und Nina Hacker (Kontrabass) spontan gleich zwei Konzerte. „Das jüdischen Kulturerbe von Mainz wurde zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben und wir haben die passende Musik dazu“, kündigte der Mitorganisator der Wohltätigkeitsreihe, Thomas Mann, an.

Seit Juni treten bei der Charity-Veranstaltung „Kirche für Künstler“ Artisten aus Mainz und Umgebung auf – begleitet von bekannten Kunstschaffenden als Paten. Gemeinsam mit der Patin Margit Sponheimer erwärmte und berührte das Klezmer-Trio die Herzen des Publikums. Beispielsweise mit dem gemeinsamen Auftritt zum Titel „Was gestern vor, das kommt nicht wieder“. Ein Akt mit Seltenheitswert. Sponheimer bereicherte den Nachmittag zudem mit Lebenserinnerungen. Unter anderem, wie sie ihren ersten Rosenmontagszug erlebte: „Auf Trümmern stehend in der Boppstraße“. „Ich bin nicht an einem Rosenmontag geboren“, spielte sie auf ihr bekanntes Fastnachtslied an. „Ich bin ein Sonntagskind und ausgerechnet in Frankfurt geboren.“  Auf die Bühne wollte sie schon immer, verriet sie. Als erste Frau in Deutschland trat sie 1959 mit einem Lied in einer Fastnachtssitzung auf.

Miriam Spies (Mitte) dankte Margit Sponheimer und Janboris Rätz. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Vor dem Konzert hatte die Mainzer Ehrenbürgerin gemeinsam mit SWR-Moderator Janboris Rätz die Vernissage „kultur:still:leben“ von Miriam Spies eröffnet. Die Ausstellung, die an gleicher Stelle bis Ende September zu sehen ist, besteht aus einer Fotoserie, die exemplarisch etwa 80 Mainzer Kunst- und Kulturschaffende auf bewusst nicht inszenierten Porträts präsentiert. „Die Kultur musste lange still bleiben“, sagte Rätz in Anspielung auf den Titel der Exposition. Er zog einen Vergleich mit der Aids-Krise der 1980er-Jahre: „Im Anschluss an diese Krise hat die Homosexuellen-Community viel erreicht.“ Einen vergleichbaren Aufbruch und ein „Aufblühen der Kultur“ kündigte er für die Zeit nach der Corona-Pandemie an: „Die Kultur wird laut.“ Hierbei könnten die Ausstellungsbilder als Inspiration dienen und Kreativitätsimpulse liefern. „Fragen Sie sich bei der Betrachtung der Werke, was wir tun können, damit unsere Kultur an dem reich wird, was wir brauchen.“ Sponheimer ergänzte: „Die Ausstellung zeigt, wir sind wieder da! Jetzt müssen die Kunstschaffenden laut werden. Wir alle sollen unsere Träume leben und ich träume davon, dass wir leben.“