MAINZ – „Ein Umdenken über unsere Konsumgewohnheiten ist dringend nötig, um dem Ver-schleudern unserer natürlichen Ressourcen entgegenzuwirken.“ Das war vor fünf Jahren der Grundgedanke von Gisela Apitzsch und ihren ehrenamtlichen Mitstreitern bei der Gründung des ersten Repair-Cafés in Rheinland-Pfalz.
„In einem Raum im vierten Stock des Hauses der evangelischen Kirche haben wir im April 2013 zu dritt angefangen“, berichtet sie beim Sommerfest in der Windmühlenschule. Von Anfang an mit dabei waren Irma und Bernhard Kaiser. Das Ehepaar war zuvor schon in der Initiative „Transition Town“ aktiv. „Sie versucht, eine Stadt ökologisch zu verändern“, erläutert Irma Kaiser. Das ist auch die Idee des „Repair Cafés“.
Defekte Elektrogeräte, Computer, Fernseher, Spielzeug, Kleinmöbel, Gitarren, Fahrräder, Modeschmuck und vieles mehr bringen die Besucher mit. Damit alles in geordneten Bahnen verläuft, weist Gisela Apitzsch alle Neuankömmlinge auf die „Hausregeln“ hin. So werden die Reparaturen generell als Hilfestellung zur Selbsthilfe ausgeführt.
Jürgen Klute (64) schaut sich die kleine Messing-Uhr an. „Das wird vermutlich an der Batterie liegen“, sagt er. Er zieht sich eine Kopf-Lupe auf, um die Schräubchen an der Uhr zu inspizie-ren und sie aufzudrehen. Schließlich holt er eine winzige Batterie aus dem Gehäuse und reicht sie der Kundin.
Klute hat Elektronik studiert und repariert „alles, was einen Stecker hat“. Beruflich hat er in den letzten 20 Jahren in der Unternehmensberatung gearbeitet. Im Repair-Café kann er seine früher erworbenen Fachkenntnisse einbringen.
„Wir sind ein buntes Völkchen“, schwärmt Gisela Apitzsch beim Blick auf die verschiedenen Stände: den Kleidertausch, die Holzwerkstatt, die 3D-Druckstation, die Näh- und die Schmuckstation sowie auf den „Umsonst-Laden“. Hier kann man abgeben, was man selbst nicht mehr braucht, und darf anderes kostenlos mitnehmen.
Etwa 40 „Reparierer“ kümmern sich um die defekten Sachen. Ein wenig internationaler könnte man noch werden, wünscht sich Apitzsch. So ist Ali Rezaei (29), ein in Afghanistan ausgebildeter Schneidermeister, ein gefragter Experte an der Nähstation. Der anerkannte Asylbewerber nutzt seine Zeit im Repair Café auch dazu, seine Deutschkenntnisse zu verbessern.
Das Repair Café in Mainz ist in den Kellerräumen der Windmühlenschule, Generaloberst-Beck-Straße 1, jeweils am letzten Freitag des Monats von 18 bis 20.30 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter www.repaircafemainz.de.