
MOMBACH – Wenn in der Lemmchenschule Projektwoche ist, herrscht Ausnahmezustand – im besten Sinne. Eine Woche lang wurde dort vor Kurzem nicht nur gelernt, sondern entdeckt, ausprobiert, geschwitzt, gestaunt – und vor allem: miteinander gelacht. Unter dem Motto „Bewegung und gesunde Ernährung“ stemmte das Kollegium der Grundschule eine Projektwoche, die weit über den gewohnten Unterricht hinausging.
„Warum machen wir das überhaupt?“, diese Frage hätten sie sich im Planungsteam während der intensiven Vorbereitungszeit öfter gestellt, berichten die Lehrerinnen Elisabeth Buckel (Klasse 3b), Simone Kühn (4a) und Katharina Diehl (2a). Die Antwort gaben die Kinder selbst. „So plakativ das klingt, aber es sind die leuchtenden Augen, in die wir dann blicken“, sagt Buckel. Dass eine solche Woche Kraft kostet, sei unbestritten – „aber sie ist auch eine Kraftquelle“.
Die Projekttage waren kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis engagierter Planung und großen Einsatzes. Die Lehrerinnen nutzten ihre Netzwerke, sprachen gezielt Kooperationspartner an und motivierten Eltern zur Beteiligung. Insgesamt wurden 16 Projekte auf die Beine gestellt – mit jahrgangsgemischten Gruppen.
Besonders wichtig war dem Team die Vernetzung mit dem Stadtteil. Die Universität Mainz, Vereine wie der TSV Schott Mainz, der Mombacher Turnverein, der Rugbyverein oder der Hockeyclub, aber auch die Kletterhalle und das städtische Schwimmbad – sie alle beteiligten sich an der Woche. Hinzu kamen Eltern, die eigene Projekte übernahmen, etwa zu Tanz, Selbstbehauptung oder Ernährung.
Eines der Highlights war das Mädchenprojekt mit Rugby, Schwimmen, Selbstverteidigung – und am Ende großer Begeisterung bei den Teilnehmerinnen. Beim Projekt „Checkerlemmchen“ analysierten die Kids die Spielplätze im Ort und bewerteten ihren Zustand, die Sauberkeit und den Spielwert – ein wertvoller Beitrag, der nun vielleicht doch noch als Zusammenfassung den Weg zum Ortsvorsteher Christian Kanka (SPD) finden könnte.
Als den größten Schatz der Projektwoche bezeichnen die Lehrerinnen die Begegnungen. „In der Regel bleiben die Kinder in ihren Klassen – A, B, C, klar getrennt. Durch die Projektwoche haben sich neue Konstellationen ergeben, neue Freundschaften, neue Sichtweisen“, so Diehl. Auch Kinder, die sonst im Unterricht als herausfordernd gelten, zeigten sich plötzlich von ganz neuen Seiten. „So lernten wir deren andere Stärken kennen – und die Kinder merken: Ich kann etwas.“

Noten gab es keine – wohl aber viele Erfolgserlebnisse. So etwa beim selbstgebauten Trimm-dich-Pfad auf dem Schulhof oder beim gemeinsamen Frühsport mit dem gesamten Kollegium zu Beginn jedes Schultags. Ein Signal an die Kinder: Bewegung gehört dazu – und kann Spaß machen.
Auch das Thema Ernährung wurde spielerisch und praxisnah eingebaut. Smoothies, Energy-Balls, Obstspieße und Lavendelöl – Kinder schnippelten, mixten, verkauften und lernten dabei. Besonders beliebt waren die grünen Smoothies. „Erst skeptisch beäugt, dann begeistert geschlürft – und später zu Hause nachgemacht“, berichten die Lehrerinnen schmunzelnd. Viele Eltern hätten sich danach erkundigt – „das wollten wir erreichen“.
Beim Präsentationstag mit Spendenlauf war das Staunen im Orga-Team groß, denn viele Eltern gaben ungefragt positive Rückmeldungen. Die Spendengelder in Höhe von insgesamt 4.300 Euro fließen an den Förderverein der Schule, die Kinderkrebsstation in Mainz und das Mombacher Tierheim. „Ohne Notendruck, mit echter Teilhabe, neuen Impulsen und offenen Strukturen – so wünschen wir uns Schule“, sagt Buckel. Auch wenn sich das Pensum kaum in den Alltag übertragen lasse – das Ziel sei klar: „Wir müssen dranbleiben.“
Gregor Starosczyk-Gerlach