HECHTSHEIM – Hechtsheim hat erneut geswingt. Nach einer zweijährigen Pause hat die Big Band des Musikvereins Hechtsheim 1903 das Konzert „Swinging Hexem“ gegeben, das sich nach 14 Ausgaben im Kulturprogramm des Stadtteils fest etabliert hat und von den Fans 2020 vermisst worden war. Für den Verein ist es ohnehin der Jahreshöhepunkt.
„I feel the Room swayin‘ / while the Big Band’s playin’“: Die Doppelzeile aus „Hello Dolly“ drückte die gute Stimmung in der Hechtsheimer Radsporthalle aus: Der Raum begann sinnbildlich zu schwanken, wie es in der Komposition von Jerry Herman von 1964 heißt, sobald die Big Band aufspielte. Das geschah mit den ersten Takten des Musikthemas der James-Bond-Filme. Auch James Bond habe auf die Premiere seines neuen Streifens warten müssen, begrüßte Heiko Hubmann, der Moderator und musikalische Leiter der Big Band, die gut gelaunten Gäste. Wie aus dem Nichts tauchten vor der Bühne Tanzpaare auf. Die vor Corona oftmals bemühten hoffnungsvollen Vergleiche der 2020er-Jahre mit den goldenen 1920er-Jahren kamen in den Sinn. Hier war sie wieder: Die lebensfrohe und etwas exaltierte Atmosphäre der Swing-, Blues- und Jazzmusik – und sie tat dem Publikum sichtlich gut. Applaus begleitete die Darbietung, die Soli, den Gesang von Elisabeth Brändle und Rüdiger Schäfer. Ein gemischtes Programm mit 19 Swing- und Groovestücken sowie Balladen und Kompositionen mit Satz-Features für diverse Solo-Instrumente brachte reichlich Abwechslung mit sich. Zwei Arrangements des regional bekannten Pianisten und Jazzmusikers Andreas Hertel, beispielsweise „Time, Gentlemen, please“, kamen ebenfalls zur Aufführung.
Die übliche, aufwendig vorbereitet Bild- und Motivpräsentation, die bei den vergangenen Auftritten das Jazz-Orchester auf einer Leinwand begleitet hatte, wanderte 2021 ins Internet ab und ließ sich am Konzertabend sowie an den Tagen danach noch anschauen.
Ganz spurlos zog die erzwungene Corona-Pause nicht an den Big Band-Künstlern vorbei. Doch im Vergleich zu anderen Ensembles hat der Verein für das Jazz-Orchester relativ früh gesorgt und mit einem Frühstart in die Proben den aktuellen Auftritt gewissenhaft vorbereitet. Im Juni schleppten die Musiker ihre Instrumente mitten in der Corona-Not ins Gartencenter: zu Proben auf dem Schotterrasen. Im August durften sie wieder „indoor“ spielen und hätten beinah im Sommer ein Live-Event am Schloss absolviert, allein Petrus hatte etwas dagegen. Das erhoffte Konzert in der Reihe „Mainzer Kulturgärten“ wurde der Big Band gestrichen, als die Wetterdienste eine entsprechende Wetterwarnung ausgaben.
Damit der Big Band die Behörden beim November-Auftritt wegen Corona möglichst keine Absage auferlegen, richteten sich die Musiker von vornherein auf ein Worst-Case-Szenario ein. Nur wer über die Online-Reservierung verfügte und den 2G-Nachweis zeigte, durfte den Swing-Tempel in der Radsporthalle betreten. Die strenge Kontrolle und Neuregistrierungen der Spontangäste verzögerten den pünktlichen Beginn ein wenig. Gestört hat es keinen. So haben etwa 220 Fans ihre Beine im Swing-Rhythmus schon beim geduldigen Warten bewegt und erst recht beim unvergesslichen Abend, der den düsteren Herbst mit etwas Licht beschien.
Gregor Starosczyk-Gerlach