NACKENHEIM – Es ist die Zeit der Stürmungen: Während vor einigen Tage eine Fähre in Norddeutschland mit Robert Habeck an Bord von aufgebrachten Bauern gestürmt werden sollte, traf es am letzten Sonntag das Rathaus von Nackenheim mit dem Ortsbürgermeister René Adler. Doch im Gegensatz zu Schlüttsiel war die Stimmung auf dem Rathausplatz durchgehend fröhlich und närrisch.
Angeführt von einer auswärtigen Musikkapelle (Augenzeugen beschrieben sie als eine Garde aus Bodenheim), betraten die Abordnungen vom Carneval-Verein Entenbrüder und der Katholischen Jugend um 15.11 Uhr den Rathausvorplatz und forderten den Bürgermeister auf, die Tore des „Adlerhorstes“ zu öffnen und den Schlüssel zu übergeben. Im Gegensatz zu Habeck zeigte sich René Adler zwar dialog- aber keinesfalls kompromissbereit und weigerte sich beharrlich, die Macht in Nackenheim bis Aschermittwoch abzugeben. Erst die Drohung von Gerd Zimmermann, 1. Vorsitzender und Sitzungspräsident des CVE, ihn ansonsten nach Bodenheim zu verbannen, konnte ihn von der Notwendigkeit des Machtwechsels überzeugen. Unter lautem Getöse der zahlreichen Besucher auf dem Carl-Zuckmayer-Platz übergab René Adler den Rathausschlüssel an die anwesenden Narren und lud zum kostenlosen Glühweintrinken ein.
Doch es sollte für den Bürgermeister noch dicker kommen: Stand er bisher bei der kommenden Kommunalwahl als einziger Bürgermeisterkandidat des Ortes fest, präsentierte die KJN an diesem Tag einen Gegenkandidaten – seinen Sohn Max. In einem kurzen und fairen Wahlkampf vor Ort sollten die anwesenden Nackenheimer und Nackenheimerinnen per Applausometer entscheiden, wer der zukünftige Bürgermeister der Gemeinde wird. René Adler konnte mit seinen Zukunftsplänen für den Ort, unter anderem die Umbenennung des neuen Marktplatzes in „René-Adler-Platz“ mit eigener goldener Statue, ebenso wenig überzeugen wie bei den anschließenden Aufgaben, die beiden Kandidaten gestellt wurden. Folgerichtig wurde Max Adler neuer Bürgermeister, der jedoch beim Anblick der Präsente – einen Blumenstrauß für ihn, eine Flasche Wein für den unterlegenen Kandidaten – sofort für einen Tausch der Präsente und damit natürlich auch der Ämter plädierte. Also bleibt René Adler Nackenheims Bürgermeister, hat jetzt allerdings bis Aschermittwoch Zeit, über seine weitere Amtszeit nachzudenken.
Michael Türk