BODENHEIM – Sie gelten als praktische Helfer im Garten: leise, effizient und zuverlässig halten Rasenmähroboter das Gras kurz – ganz ohne menschliches Zutun. Doch was viele Gartenbesitzer nicht wissen: Für Igel, Kröten und andere Kleintiere kann der Einsatz dieser Geräte tödlich enden. Torsten Jäger, seit Juni 2024 Umwelt- und Artenschutzbeauftragter der Gemeinde Bodenheim, schlägt Alarm.
„Viele Bürgerinnen und Bürger machen sich Sorgen, dass private Mähroboter eine große Gefahr für Igel und andere kleine Gartenbewohner darstellen könnten. Und sie haben tatsächlich Recht“, warnt Jäger im Gespräch mit Journal LOKAL. In den vergangenen Monaten hat er zahlreiche Anfragen von Gartenbesitzern erhalten – nicht nur zur klimaangepassten Gartenpflege, sondern auch immer wieder zum richtigen Umgang mit den kleinen Maschinen.
Jäger betont, dass die Gemeinde den Einsatz von Mährobotern nicht verbieten werde. Doch er sieht eine dringende Notwendigkeit, aufzuklären. „Vielen Gartenbesitzern ist die Gefahr, die von diesen Helfern ausgeht, gar nicht bewusst. Darum möchte ich sie rechtzeitig über den richtigen Einsatz des Werkzeugs informieren.“
Besonders problematisch sei der nächtliche Einsatz der Roboter – ein Zeitpunkt, zu dem viele Tiere aktiv sind. „Gerade nachts sind viele ‚unsichtbare‘ Tiere im Garten unterwegs, die dem Roboter mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert sind“, erklärt Jäger. Igel, die sich bei Gefahr instinktiv zusammenrollen statt zu fliehen, sind besonders gefährdet. Aber auch Kröten, Blindschleichen und andere nachtaktive Kleintiere hätten gegen die scharfen Klingen keine Chance.
„Die verletzten Tiere schleppen sich mit letzter Kraft in ein Versteck, in dem sie elend zugrunde gehen. Gartenbesitzer haben von diesen nächtlichen Dramen dann keinerlei Kenntnis“, berichtet Jäger. Er spricht von schweren Verstümmelungen, abgetrennten Gliedmaßen und inneren Verletzungen – all das dokumentiert das Tierheim Mainz, das regelmäßig verletzte Wildtiere aufnimmt. Fotos dieser Opfer, die wir mit freundlicher Genehmigung des Mainzer Tierheims veröffentlichen, zeigen das ganze Ausmaß des Problems.
Trotz der dramatischen Folgen möchte Jäger den Besitzern von Mährobotern keine Vorwürfe machen. „Ich weiß, viele nutzen die Geräte in bester Absicht – um Zeit zu sparen und ihre Gärten ordentlich zu halten. Und ich kann das gut nachvollziehen“, sagt er. „Aber mit moderner Technik geht auch Verantwortung einher.“ Sein Appell ist klar: Mähroboter sollten, wenn überhaupt, ausschließlich tagsüber und unter Aufsicht eingesetzt werden. „Ich weiß, die Hersteller werben mit Unbedenklichkeit. Aber die Fotos des Tierheims Mainz sprechen eine ganz andere Sprache.“
Wer seinen Garten tierfreundlich gestalten will, kann sich direkt an Torsten Jäger wenden. Die Gemeinde Bodenheim bietet Beratung und Informationsmaterial zum Thema „Gartenpflege im Einklang mit der Natur“ an – ein Angebot, das zunehmend auf Interesse stößt. Und eines ist für Jäger sicher: „Ein gepflegter Garten und der Schutz der heimischen Tierwelt schließen sich nicht aus – man muss nur wissen, worauf zu achten ist.“
red