HEIDESHEIM – So langsam laufen sich die Narren in der Region warm. Wenn der Heidesheimer Carneval Verein (HCV) zur Närrischen Weinprobe lädt – es war bereits die 45. Ausgabe – ist der Hochbetrieb rund um die fünfte Jahreszeit nicht mehr weit.
Mit einem bunten Programm im festlich geschmückten Saal des Schönborner Hofs unterhielt der Verein seine Gäste auf prächtige Weise.
Zwölf Weine aus Rheinhessen, begleitet von Gesang, Showtanz und einem politisch-literarischen Vortrag, sorgten für beste Stimmung. Vor drei Jahren änderte der HCV das Konzept der Weinprobe: Statt Konkurrenz zwischen Weingütern gibt es seitdem Paarvergleiche. Zwei Mal wagte der Verein dabei bisher einen Blick über den rheinhessischen Weinglasrand hinaus. Diesmal präsentierten in Heidesheim hingegen zwei Weingüter aus der Region ihre edlen Tropfen.
Durch den Abend führte Vereinsvorsitzender Peter Winter. Ihm zur Seite stand Laura Schlösser, die amtierende Rheinhessische Weinprinzessin und ehemalige Rotweinprinzessin von Ingelheim. Die Hauptführung bei der vergleichenden Weinprobe übernahmen Dieter Kratz vom gleichnamigen Weingut in Osthofen sowie Lena Göth und Sebastian Baum vom Weingut Baum in Großwinternheim.
Gemeinsam stellten sie die sechs Weinpaare vor: unter anderem zwei trockene Spätburgunder (Jahrgänge 2021 und 2022), einen Spätburgunder Rosé feinherb (2023) im Vergleich mit einer Heroldrebe Weißherbst trocken (2021) oder einen Riesling Kalkspiel feinherb mit einem Riesling Classic halbtrocken (beide 2023). Der Wein mundete den Gästen, die auf neuen Stühlen Platz genommen hatten. Aus etwas größeren Gläsern als bisher – was jedoch zu der Illusion geführt hat, dass weniger ausgeschenkt wird. Der Inhalt und die Menge blieben dabei natürlich gleich, beeilte sich Winter aufzuklären.
Auch die Geschichten hinter den Weinen kamen nicht zu kurz. Kratz erzählte, dass er als Sohn eines Metzgers viel lieber Winzer werden wollte. Sein Vater habe gefragt: „Wie willst du das anstellen?“ Heute bewirtschaftet das Weingut elf Hektar, und die Tochter von Kratz hat in inzwischen Geisenheim Oenologie studiert. „Irgendetwas habe ich also richtig gemacht“, schloss der Winzer schmunzelnd. Lena Göth und Sebastian Baum berichteten von der Umstrukturierung ihres Weinguts, das der Jungwinzer Baum in vierter Generation übernommen hat. Gemeinsam beschlossen sie, die Marke unter ihren Vornamen „Lena und Sebastian“ zu führen.
Für närrische Akzente sorgte Rainer Sänger, der „Grandseigneur“ der Heidesheimer Fastnacht. In seiner Rolle als „Bajazz“ hielt er der großen und kleinen Politik den Spiegel vor. Mit ironischen Versen kommentierte er das vergangene Jahr und lokale Ereignisse, wie den stockenden Festzug zum Erntedankfest: „Ich glaube, als Vorbild wurd’ genommen / der Fahrplan von der Deutschen Bahn. Denn dort ist, wie ich es ahn’, / die Pünktlichkeit nur ein Orakel. Auf jeden Fall war es ein Debakel.“ Auch Peter Winter blieb während der Weinprobe närrisch. In einem Beitrag bemerkte er: „Einen guten Roten erkennt man am Abgang – doch leider hat unser Bundeskanzler nichts davon gehört.“
Die musikalische Einstimmung auf die Fastnacht, die ziemlich laut an die Tür klopfte, übernahm die „Yellow Live Band“. Das Publikum stimmte begeistert mit ein: „Philippe kam aus Mexiko, nach Mainz am schönen Rhein.“ Für den Showteil unter dem Motto „Meenzer Herzje“ sorgte die Tanzgruppe „Fun and Dance“ vom TV Hechtsheim. Zum Finale animierten die „Unstoppables“ das Publikum zu einer Polonaise quer durch den Saal.