Start Gesellschaft Nieder-Olm denkt voraus Visionär >>>Wie die Innenstadt 2040 aussehen soll

Nieder-Olm denkt voraus Visionär >>>Wie die Innenstadt 2040 aussehen soll

Unter der Leitfrage „Wo soll es hingehen?“ entstanden Thesenplakate, die weitere Aspekte der künftigen Innenstadtentwicklung bündelten. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

NIEDER-OLM – Träumereien können sehr aufregend sein. Wenn eine Stadt sich auf den Weg macht, eine Vision für die Innenstadt zu entwerfen und zu überlegen, wie es 2040 darin aussehen, wie es den Einwohnern ergehen und wie sie den Besuchern gefallen könnte, ist das eine feine Sache. Den Blick in die Zukunft des Jahres 2040 wagt auch Nieder-Olm. Mit der „Perspektiven-Werkstatt“ initiierte die Stadt gemeinsam mit dem Planungsbüro Stadt + Handel einen offenen Austausch, um Ideen für eine lebendige und zukunftsfähige Stadtmitte zu entwickeln. Dazu luden die Organisatoren in die Ludwig-Eckes-Festhalle ein. Rund zwei Dutzend Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende und Engagierte besuchten den Workshop.

Nach der Begrüßung stellte das Planungsbüro den Status quo vor und erläuterte den Ablauf. Dabei standen Themen wie Vitalität (Frequenzen), Individualität (Stadtraumqualitäten), Mentalität (Aktivitäten und Kooperationen), Angebotsportfolio, Immobilienqualitäten, digitale Sichtbarkeit, Nutzungsqualitäten, Veranstaltungen sowie die Verkehrsanbindung im Fokus.

Was bis dahin geschah: Bei der Impulsveranstaltung Mitte März mit 50 Teilnehmern aus dem Gewerbe, den Dienstleistern und Anwohnern ging es um die grüne Stadt, stärkere soziale Angebote für alle Generationen, die Verschönerung des Ortes. In sogenannten Speed-Dating-Gesprächen wurden die Ergebnisse gesammelt, wonach der Wochenmarkt gerne wahrgenommen werde, das hohe Verkehrsaufkommen diskutiert und die Entwicklung von Angeboten für Jugendliche als zentral beschrieben wurde. Mit dem Ist-Profil wurde der Status quo gefüttert.

Auf dessen Basis stand diesmal im interaktiven und zentralen Teil des Austausches die Gelegenheit, eine Fremdperspektive einzunehmen und sich in eine Zielgruppe einzufühlen: Tourist, Bewohner, Familie oder Kind. Im Vordergrund standen die Fragen: Wer wird die Innenstadt künftig nutzen – und wie muss sie gestaltet sein, um lebendig, attraktiv und zukunftsfähig zu bleiben? Themen wie Aufenthaltsqualität, Verkehr und Angebote stehen im Fokus.

In Gruppen entwarfen die Teilnehmer mehrere Profile. Max, Lara, Maja hießen die fiktiven Charaktere, die später mithilfe einer künstlichen Intelligenz auch Gesichter bekamen. Die KI berücksichtigte dabei alle vorgegebenen Charakterzüge, das Alter, die Vorlieben, die Berufe. Die 29-jährige Anna beispielsweise soll 2040 im Mehrgenerationenhaus in der ausgebauten Burgschule wohnen und als Bankkauffrau in Mainz arbeiten. Die Partymaus ernährt sich vegan und löst gerne Probleme, sie organisiert gerne und verbringt die Freizeit gerne im Club in Nieder-Olm. Sie nutzt 2040 gerne den Zug, den Bus, aber auch ihren E-Roller.

Kurioserweise stellten sich die Gruppen ihre Zielgruppenvertreter jeweils jung vor. Natürlich war dies wohl ein Zufall, denn im Austausch hoben die Teilnehmer hervor, dass Nieder-Olm für alle Generationen erlebbar gestaltet werden müsse. Das Treffen sei nur ein Impuls von vielen, so die Organisatoren.

Danach folgte die zweite Arbeitsphase: eine „Visitor-Journey“, in der sich die Teilnehmer vorstellten, wie ihre Persona die Innenstadt erlebt – vom Ankommen bis zum Besuch selbst. Auf vier Kartenausschnitten sollen die Teilnehmer die Stationen eines Besuchs in der Innenstadt markieren. „Wo soll’s hingehen?“ – Unter dieser Leitfrage entstand ein Thesenplakat, das weitere Aspekte der künftigen Innenstadtentwicklung bündelte. Dabei sollte visualisiert werden, wo die Gäste ankommen, wie sie sich fortbewegen, welche Wege sie gehen und wo sie verweilen. Zu Ende ist der Prozess noch nicht. Auf die Auswertung durch das Planungsbüro folgen noch weitere Schritte. Gipfeln sollte das Visionsunternehmen mit Ergebnissen zum Ende dieses Jahres.

 

Gregor Starosczyk-Gerlach