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Singen schließt ganze Persönlichkeit ein

GONSENHEIM/MOMBACH -Die Kinder sollen nicht nur vortrefflich singen könne. Für ihren Kinderchor hat Alexandra Gießler eine Vision. Zwei Mal im Monat treffen sich zehn Fünf- bis Achtjährige mit ihr zur Chorprobe im Gonsenheimer AWO-Seniorenzentrum. Gießler ist eine ausgebildete Sängerin und Musikerzieherin. Sie arbeitet ebenso mit Erwachsenen. Das Singen mit Kindern bereite ihr aber besonders viel Spaß, weil von ihnen wahnsinnig viel zurückkommt, erzählt sie.

Auf dem Übungsprogramm stehen altes Liedgut und neuere Lieder. Doch das Konzept erschöpft sich keineswegs in der Darbietung von „Der Löwe schläft heut Nacht“ oder des „Lummerlandlieds“. Spiel- und Bewegungslieder sowie Stimmbildung und Rhythmusschulung geben dem Gesang, so wie Gießler ihn vermittelt, ein Fundament. „Das Singen schließt die ganze Persönlichkeit ein.“ Viele Erzieher oder Lehrer trauen sich nicht so richtig, mit ihrer den Stimmen umzugehen, weiß die Sängerin aus Erfahrung. „Vielleicht weil sie das Gefühl haben, selbst nicht singen zu können, tun sie es nicht.“

Oder wenn sie es tun, dann oft in einer Stimmlage, die für die Kleinen nicht geeignet sei, sagt Gießler. „Kinder haben kleinere Kehlköpfe.“ Das heißt, ihre Singstimmen sind höher. „Zwingt man sie, in unteren Tonlagen herum zu brummen, schränkt man sie ein.“ Mit der Stimme zu arbeiten, betont Gießler, sei ganz, ganz wichtig. „Sie ist das wichtigste Instrument des Menschen.“

Die Gesangspädagogin kennt dafür unzählige Übungen. „Zur Grundstimmung, zum Rhythmus, zu Stimmfarben, für die eher leiseren Kinder, damit sie Kraft in ihrer Stimme entwickeln können. Oder solche für die etwas lebhafteren, wilderen Kinder, die dann ihre Leichtigkeit und ihre leise Seite ausprobieren können.“ In jedem Menschen stecken bekanntermaßen beide Elemente.

Das Oma-Samurai-Tiger-Spiel in der Chorprobe lockt die Kleinen aus der Reserve. „Für ein Kind, das in seiner Grundstimmung zurückhalten ist, ist es zunächst einmal eine Überwindung, die Stimme wie ein Löwe zu erheben.“ Wenn das aber klappt, ist es eine gänzlich neue Erfahrung. Gießler spricht die soziale Komponente ihres Projekts an, das sich bisweilen nicht so entfaltet hat, wie sie es sich gewünscht hätte. „Ich bin seit zehn Jahren Mombacherin. Oft sehe ich Kinder im Stadtteil, die draußen herumlaufen und wenig mit sich und ihrer freien Zeit anfangen können.“ Als sie einmal einen kostenlosen Workshop angeboten habe, erinnert sich die Musikdozentin, habe sie festgestellt, dass das Interesse am Singen da ist. „Ich würde die Stimmbildung und den Kinderchor gerne auch jenen Kindern anbieten, die keinen Zugang zur Musik haben“. Sie sucht daher Kooperationspartner wie Schulen und Kindergärten sowie Sponsoren. In ihrer Vision überwindet ihr Kinderchor, in dem Kinder zwischen fünf und acht Jahren willkommen sind, alle gesellschaftlichen und religiösen Grenzen, denn wie sie es sagt: „Die Musik eint alle Sprachen und Kulturen“.

Der Kinderchor trifft sich am 1. und 3. Samstag im Monat, 10 bis 11 Uhr, im AWO-Seniorenzentrum in Gonsenheim. Infos auf der Homepage: www.alexandra-giessler.de

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Rheinhessen rund um Mainz.