LÖRZWEILER – Nicht das Theaterstück selbst stand im Mittelpunkt, sondern der Weg dahin. Ein Possenstück in fünf Akten – sehr viel zu lernender Text für die 15 Akteure auf der Bühne. Alles beginnt damit, dass in der Geschäftsstelle des Heimat- und Verkehrsverein Lörzweiler der Vorstand zusammenkommt und beschließen möchte, ob sie das Stück aufführen. Viel lustige Diskussion, aber auch altbekannte Frotzeleien „mit der will ich nicht auf der Bühne stehen“ kommen zum Vorschein.Der Autor und Heimatdichter, Baptist Urrumpel (gespielt von Michael Christ), stellt das Stück in groben Zügen vor. Alle anderen haben natürlich Verbesserungswünsche. Auch muss festgelegt werden, wie man die Gattin des Vorsitzenden Willi Wichtig animieren kann, im Stück mitzuspielen. Das sollte noch ein Problem werden.
Willi Wichtig, gespielt von Willi Grünig, soll auch die Rolle des Konrads übernehmen, seine Frau Klara die Kammerzofe. Aber diese ziert sich und will Bedingungen stellen. Pia Lang ist die Kammerzofe Griseldis. Meike Steckmann und Steffan Haub als Tochter und Sohn von Willi Wichtig müssen die Rollen als Weinprinzessin und Hofkaplan und Biograph Wipo übernehmen.
Hereingeschneit kommt der junge Redakteur Max Neugier, von der hessischen Rheinseite (gespielt von Lucas Haub). Er wundert sich, dass Lörzweiler ein solches Stück aufführen will, wo doch in Hessen die Wahl stattfand, im untergegangenen Ort Kampa direkt am Rhein.
Das Problem nur ist und war: es gibt kaum Unterlagen, ob die Wahl Konrads wirklich in Lörzweiler oder auf der hessischen Rheinseite stattfand – Schuld sei Wipo – weil er nicht genug Tinte mitgebracht hätte. Willi Wichtig gibt sehr schnell die Information weiter, dass „von Dummbach zugesagt hätte, er würde 20.000 Euro spenden, damit das Stück aufgeführt werden kann. Aber..“.
Das freut insbesondere den HVV Schatzmeister Dr. Klaus Sparsam (Dr. Klaus Altenbach) – er spielt den Abgesandten Wunibald. Und dieses Aber ist dann auch für Klara Wichtig der Anlass, doch nicht mitzuspielen. Aber heißt: Lili Perlhuhn von Dummbach (Katharine Wuttke) muss im Stück mitspielen. Ihre Rolle soll die Königin Gisela sein, die Ehefrau von Konrad. Viel Gesprächsbedarf mit den aberwitzigsten Argumenten für und gegen die Teilnahme der Perlhuhn finden statt. Auftrag von Regisseur Vinzenz Weinberg (Alfred Muscheid) lautet: Schluss der Debatte, alle lernen nun ihren Text und dann sehen wir weiter!
Alle treffen sich zur Kostümprobe. Die Tür fliegt auf und herein kommt Lili Perlhuhn. Überkandidelt, arrogant und überschminkt hält sie einen nicht enden wollenden Vortrag, dass nur sie die Hauptrolle spielen kann. An jedem Satz des Stückes kritzelt sie herum. Alle sind genervt, einer bringt es auf den Punkt: „sie soll nach Alzey in die Gummizelle, die Spinatwachtel!“ Es scheint, dass es keine Aufführungen geben wird.
Im vierten Akt wird es nun doch noch geschichtlich. Alle Schauspieler sind in ihren Kostümen gewandet und treffen zur Generalprobe ein. Wunibald teilt mit, dass die Wahl stattfand, innerhalb von nur vier Tagen. Es soll nun nach Mainz zum hohen Dom gehen, um dort Konrad II krönen zu lassen. Hier seien ja alle Fürsten des Reiches angereist.
Es wird festgelegt, wie der Zug aussehen soll: König Konrad vorne, dann in angemessenem Abstand seine Gattin – bis hier kam man. Dann sagt Lili Perlhuhn, dass sie emanzipiert sei und auf der selben Höhe wie ihr Gemahl Konrad gehen werde. „Lili, wir sind im Jahr 1024, da wusste kein Mensch was Emanzipation ist, und lerne endlich mal deinen Text“, versuchen die anderen ihr die Situation klar zu machen. „Entweder so – oder ich gehe!“ schreit sie heraus. „Wenn Konrad gekrönt wird in Mainz, will ich als Königin auch gekrönt werden“, fordert sie energisch, was aber alle ablehnen.
Wieder und wieder kommen Einwände von Lili Perlhuhn. Dass sie nicht singen darf, dass sie die Sätze nicht gut findet, nur Gemecker und Gezeter. Es klopft an der Tür und herein kommt die alte Wahrsagerin Mechthildis (gespielt von Edda Heinz). „Ich prophezeihe dir Konrad – dass du nach Rom ziehen wirst. Dort wirst du zum Kaiser aller Deutschen gekrönt!“ Auch Ida als Weinprinzessin kommt herein und kredenzt Konrad leckeren Lörzweiler Wein.
Der Hofnarr Jean Lustig (Lukas Engelhardt) bringt mit seinen „Weisheiten“ vieles auf den Punkt. Aber schon wieder gibt es Ärger wegen Lili Perlhuhn. Wieder gefällt ihr der Text und ihre Rolle nicht. Den anderen Schauspielern reicht es, es kommt zu einem körperlichen Gerangel, das damit endet, dass sowohl Ida als auch Lili ein blaues Auge bekommen. Das war dann auch das Ende der Aufführung. Karl-Heinz Rieth hat das Stück geschrieben und mit Katharina Wuttke inszeniert. Der Abend endet mit Standing Ovations. Die alte Hohberghalle bebte.