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Von der Werkstatt zur Inklusionsplattform in 61 Jahren Bewegendes Jubiläum der Gesellschaft für Teilhabe und Integration

Stadtbürgermeister von Nieder-Olm Dirk Hasenfuss hob den gesellschaftlichen Mehrwert von in.betrieb für die Stadt hervor. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

NIEDER-OLM – Die gemeinnützige Gesellschaft für Teilhabe und Integration in.betrieb hat Ende Juni ein besonderes Jubiläum gefeiert: 60+1 Jahre Einsatz für die Integration von Menschen mit Behinderung in Mainz und Rheinhessen. Gut 150 Gäste waren gekommen, um gemeinsam auf eine bewegte Geschichte zurückzublicken. Sie begann im Jahr der gesetzlichen Anerkennung des Rechts auf gesellschaftliche Eingliederung von Menschen mit Behinderungen.

Dass sie noch lange nicht zu Ende ist, dafür stehen die Zeichen gut. Die Veranstaltung machte jedenfalls deutlich, dass die Festgäste eigentlich genauer als Freunde der Sozialinstitution bezeichnet werden müssten. Der in den Festreden, die als Interviews gestaltet wurden, geäußerte Zuspruch aus der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft machte den uneingeschränkten Rückhalt für alle Bemühungen unmissverständlich, mit denen in.betrieb den Menschen mit unterschiedlichen geistigen Einschränkungen den Weg zur gesellschaftlichen Teilhabe ebnen will.

Für die Arbeits- und Sozialministerin Dörte Schall ist in.betrieb ein Partner der Landesregierung auf dem Weg zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe, Gleichstellung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen.Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

„Viele Wegbegleiter haben uns Mut gemacht, die Feier nachzuholen“, sagte Geschäftsführer Michael Huber zur Begrüßung. Ursprünglich sollte das 60. Jahr des Bestehens 2024 gefeiert werden. Die Feier wurde kurzfristig abgesagt, denn ein tragischer Unfall überschattete die Vorbereitungen. Ein Beschäftigter der Werkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung und eine Busfahrerin kamen ums Leben. Nun holte das Sozialunternehmen das Fest nach.

Das Thema Inklusion habe nichts an Bedeutung verloren, so Huber. In der Nieder-Olmer Werkstatt von in.betrieb – zwischen den Werkbänken und weiteren Arbeitsutensilien – führte er durch das Programm. Rückblicke und kreative Beiträge von langjährigen Wegbegleitern, Angehörigen und Menschen mit Behinderungen selbst zeichneten den Fortschritt auf dem Weg zur Integration über sechs Jahrzehnte hinweg.

Die rheinland-pfälzische Sozialministerin Dörte Schall (SPD) würdigte in.betrieb, das entscheidend dazu beigetragen habe, „dass in unserer Region Strukturen für Menschen mit Behinderungen entstanden sind.“ Das Ziel einer inklusiven Gesellschaft erreiche man nur gemeinsam, so die Ministerin.

Für die Verwurzelung in der Region sprechen inzwischen die Standorte in Mainz, Ingelheim und Nieder-Olm, an denen über 1.400 Menschen betreut und beschäftigt werden. Mit Gratulationen kamen also auch der Mainzer und der Ingelheimer Oberbürgermeister, Nino Haase (parteilos) und Ralf Claus (SPD). Für die Stadt Nieder-Olm betonte Stadtbürgermeister Dirk Hasenfuss (FWG) die enge Verbindung zum Sozialunternehmen: „Ihr seid ein großer Faktor für unsere Stadt und für die Menschen.“ Er hob insbesondere die Vielfalt der Dienstleistungen hervor, die von in.betrieb angeboten werden und die Stadt in vielerlei Hinsicht bereichern: „von der Autowaschanlage, der Fahrradwerkstatt, die ich selbst schon aufgesucht habe, bis zur Holz- und Metallverarbeitung.“

Geschäftsführer Michael Huber (links) beim Interview über die Gründung und die erste Dekade der einstigen Werkstatt für Behinderte, heute in.betrieb.
Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

In einer persönlichen Anekdote berichtete der Stadtchef von einer internationalen Begegnung bei der Gründung der Partnerschaft mit der Stadt Platanias auf Kreta. Die Kretaner waren sehr interessiert am Thema Inklusion. Ein Anruf bei Geschäftsführer Michael Huber genügte und schon wurde eine Führung durch die Einrichtung organisiert. „Die Delegation war tief beeindruckt. Es wurde viel notiert, fotografiert und zurückgemeldet: Ihr seid ein leuchtendes Beispiel dafür, wie gelebte Inklusion vor Ort funktioniert.“

Huber kündigte wiederum die Kursfortführung an. In den kommenden Jahren wolle man neue Projekte umsetzen, darunter eine besondere Wohnform für Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderung sowie eine bilinguale integrative Kindertagesstätte.

Gregor Starosczyk-Gerlach