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„Was ist der Unterschied zwischen einem Pfarrer und einem Wegweiser?“ Kirche >>>Vortrag zum Thema „Humor“ stand im Gemeindehaus Finthen im Mittelpunkt

Dank zahlreicher Beispiele war der Vortrag alles andere als eine trockene Abhandlung zum Thema Humor. Foto: Johannes Preyß

FINTHEN – „Schwester! – Zange! – Tupfer! – Sterbeurkunde!“ Auch das ist ein Witz. Denn Humor findet man in jeder Form, zu jedem Anlass und Zweck. Vor allem aber ist er eine Konstante, die sich durch alle Epochen zieht und beinahe in jeder geisteswissenschaftlichen Disziplin Beachtung findet. Dass das Thema damit eigentlich überhaupt nicht banal ist, sondern unzählige Dimensionen hat, unterstrich Dr. Ernst Fellechner in seinem Vortrag im Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Finthen.

Der emeritierte Pfarrer hatte im Rahmen einer Benefizveranstaltung des Fördervereins der evangelischen Kirche eine Bühne, um ausführlich ein Thema zu behandeln, das zwar allgegenwärtig ist, dessen facettenreiche Bedeutung für uns aber selten ausreichend anerkannt wird: den Humor. Wobei seine Ausführungen natürlich nicht rein theoretisch blieben, sondern, auch um die Atmosphäre aufzulockern, von jeweils passenden Beispielen gestützt wurden.

Organisiert wurde der Abend vom Förderverein der evangelischen Kirche Finthen. Auf dem Bild: Vorsitzender Holger Sieck, Dr. Ernst L. Fellechner und Christine Weil. Foto: Johannes Preyß

Humor ist, so Fellechner, in seiner einfachsten Definition eine „Botschaft, die darauf abzielt, ein Lächeln oder Lachen hervorzurufen“. Eine simple Funktion, deren Bedeutung aber umso komplexere Anwendungen findet. Da wäre einmal die philosophische Ebene, wobei hier der Humor oft als Skeptiker auftrete. Nicht durch Zufall seien die Witze in Diktaturen oft besonders gut, wobei Fellechner natürlich ein Beispiel liefern konnte: „In einem Café in der DDR möchte ein Gast einen ‚Kaffee ohne Sahne‘ bestellen. Die Antwort: ‚Sahne ist leider aus, aber ohne Milch wäre noch möglich.‘“

Auch in der Theologie – immerhin fand der Vortrag in einem kirchlichen Kontext statt – muss man nach Humor nicht lange suchen. Hier hat er vor allem eine seelsorgerische Bedeutung. Durch das Element der Wirklichkeitsrelativierung stellt der Humor einen Weg zu Versöhnung mit der Endlichkeit dar und drückt so eigentlich eine Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer aus. Daher habe der Humor auch in der Kirche einen festen Bestandteil, nicht zuletzt in der Tradition der Fastnacht. Ein Beispiel: „Was ist der Unterschied zwischen einem Pfarrer und einem Wegweiser? Es gibt keinen: Beide zeigen den Weg, aber gehen ihn nicht.“

Es folgten Ausführungen in die Gebiete der Kunstgeschichte, der Kulturgeschichte und der Literaturtheorie, wo Witz und Humor immer eine feste Konstante waren, etwa besonders in der Figur des Hofnarren, der auch in Zeiten des Absolutismus Kritik am Herrscher möglich machte. Tief verankert ist der Witz auch, wie Fellechner erklärte, in der Psychoanalyse, wo er mitunter heilende Wirkung hat. Ähnlich wie der Traum ermögliche der Witz eine „Triebabfuhr durch ersparten Gefühlsaufwand“. Ein besonderes Beispiel sind die Krankenhausclowns, die schwerkranken Kindern Erleichterung verschaffen sollen.

Natürlich durfte auch ein Schlusswitz nicht fehlen: „Im Himmel wird der jährliche Betriebsausflug geplant. Sowohl Bethlehem als auch Jerusalem werden aufgrund schlechter Erfahrung von Maria und Jesus abgelehnt. Beliebter ist da das Reiseziel Rom. ‚Au ja‘, sagt der Heilige Geist. ‚In Rom war ich noch nie!‘“

Der kurzweilige Vortag fand viel Beachtung beim Förderverein und konnte dank der Beispiele viel Gelächter im positiven Sinne hervorrufen. Da es sich um eine Benefizveranstaltung handelte, war man über Spenden sehr dankbar, die, so Vereinsvorsitzender Holger Sieck, in dringend nötige neue Lampen des Gebäudes investiert werden.

 

Johannes Preyß

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Ich komme ursprünglich aus München und lerne seit letztem Jahr Mainz mit großer Freude als Student kennen. Dafür bietet mir Journal LOKAL - die lokale Zeitung die perfekte Gelegenheit, denn als freier Journalist kann ich die Stadt immer wieder neu entdecken. Faszinieren lasse ich mich dabei von Politischen Themen, Fastnachtsveranstaltungen, sowie Vereinsarbeit gleichermaßen. Ich hoffe, dass ich diese Faszination unseren Lesern vermitteln kann.