MAINZ – Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wies an Weihnachten darauf hin, dass das Fest und die vielen Ausdrücke der Sehnsucht nach Frieden, Glück und Heil nicht nur in der Kirche präsent seien: „In der Suche nach dem Guten, dem Schönen, nach Gerechtigkeit, Frieden, nach Ruhe und Orientierung sind glaubende und nichtglaubende Menschen in einem Boot“, sagte Kohlgraf bei der Christmette im Mainzer Dom.
Das Weihnachtsevangelium setze ein bewusstes Gegenbild zur Macht des Kaisers Augustus, der sich als Gott, Erlöser und Friedensstifter hatte feiern lassen. Während Augustus durch Machtdemonstrationen wie die Volkszählung und Denkmäler seine Herrschaft festigte, steht die unscheinbare Geburt Jesu im Stall für eine ganz andere Botschaft. „Zeichen der irdischen Macht werden ihm zu Lebzeiten immer unangemessen bleiben. Und doch künden die Engel davon, dass es der einzige Erlöser der Welt ist. Christus ist der Friedensstifter, ja der Friede selbst.“
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat am ersten Weihnachtsfeiertag auf die Botschaft des Festes hingewiesen, auch in dunklen Zeiten, Zeichen des Lichts zu setzen. „Menschen bringen immer wieder entsetzliche Dunkelheit in das Leben anderer Menschen. Wir haben das in Magdeburg gerade wieder erlebt. Immer wieder Hass, immer wieder Gewalt, immer wieder Kriege“, sagte Jung in seiner Predigt in der Katharinenkirche in Frankfurt am Main.
Zu Weihnachten spüren Menschen, „wie Dunkelheit und Licht miteinander ringen“. Die biblische Botschaft mache Mut, an das Licht zu glauben und hoffnungsvolle Zeichen zu setzen. Jung betonte, dass Menschen „Kinder des Lichts“ werden könnten, wie es die Bibel beschreibe, und Weihnachten daran erinnere, das Licht in die Welt zu lassen.
Für die katholischen Christen hat mit dem Weihnachtsfest zugleich eine religiöse Ausnahmezeit eingesetzt: Papst Franziskus hat sie am 24. Dezember in Rom eingeläutet, indem er eine der Zugangspforten zur Basilika St. Peter geöffnet hat, die nur alle 25 Jahre aufgestoßen wird.
Im Mainzer Dom – wie in allen Kathedralen der Weltkirche – wird jenes Datum nun auch gefeiert. Wie das Bistum informiert hat, wird Bischof Kohlgraf beim Gottesdienst am 29. Dezember eine eigens dafür angefertigte Heilig-Jahr-Kerze segnen. Daran schließt sich eine Lichterprozession durch den Kreuzgang des Domes an, die in die Bischofsmesse mündet. Die musikalische Gestaltung liegt bei der Domkantorei St. Martin und den Dombläsern unter Leitung von Domkapellmeister Karsten Storck sowie Domorganist Daniel Beckmann.
Am Ende des Gottesdienstes wird die Kerze an ihren dauerhaften Standort vor dem 1.000 Jahre alten Willigis-Portal übertragen. Dort ist eine Installation der Künstlerin Madeleine Dietz aufgebaut, die eine zerstörte Mauer zeigt und die von Krieg und Zerfall geprägten Orte auf der Welt andeutet. Gleichzeitig spielt sie auf den „unbehausten Gott“ an, für den an Weihnachten kein Platz in der Herberge war.
Die kommenden zwölf Monate sind für zahlreiche Katholiken von religiöser Relevanz und mit einer Wallfahrt nach Rom verbunden. Das Jubiläumsjahr steht unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ und nimmt die alttestamentarische Vorstellung von Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen durch Reue und Vergebung auf.
Die Idee der Heiligen Jahre geht auf Papst Bonifaz VIII. zurück, der für das Jahr 1300 ein zunächst nur für die Römer gedachtes Pilgerjahr ausrief, erklärt das Bistum. In der Einberufungsbulle, die den Beginn auf den 22. Februar 1300 datiert, sind allerdings noch nicht die Begriffe „Heiliges Jahr“ bzw. „Jubeljahr“ verwendet worden. Der Rhythmus des Jubiläums war von Beginn an Schwankungen unterworfen. Bonifaz VIII. legte ihn auf alle 100 Jahre fest, schon bald folgten Änderungen auf einen Abstand von 50 und 33 Jahren. Papst Paul II. legte 1470 endgültig den Rhythmus auf 25 Jahre fest.