Sie ist noch in vielen Köpfen fest verankert: Die Bankfiliale in jedem Ort oder Stadtteil. Sie gehört dazu, wie Bäcker, Metzger oder Post. Und wenn – wie in der jüngsten Vergangenheit häufig zu beobachten – diese Bankfiliale ihre Pforten schließt, dann ist die Besorgnis groß, dass der Erledigung der Geldgeschäfte nicht mehr nachgekommen werden kann. Was es für eine Bank bedeutet, ein großes Filialnetz aufrecht zu erhalten, weiß dagegen kaum jemand. Hier aber liegt genau das Problem für die Geldhäuser. Der Vorstandssprecher der Volksbank Alzey-Worms, Armin Bork, erklärt wieso: „In den letzten zehn Jahren hat sich der Bankensektor grundlegend gewandelt. Die Digitalisierung hat die elektronischen Handlungsmöglichkeiten revolutioniert, die Anzahl der Kunden, die das breite Online-Angebot nutzt, steigt täglich. Dagegen sinkt die Kundenfrequenz der Filialen vor Ort. Außerdem bringt uns die Regulierungsflut infolge der Finanzkrise mit vielen neuen Gesetzen und Verordnungen im Hinblick auf Kosten und Manpower immer öfter an die Grenzen des Machbaren. Dafür müssen wir Unsummen investieren – was durch die anhaltende Niedrigzinsphase zusätzlich erschwert wird. Und es besteht Handlungsbedarf, wenn wir in diesem Spannungsfeld erkennen, dass Ressourcen brachliegen, bzw. vergeudet werden.“
Damit meint der Volksbankchef vor allem eins: wertvolle Arbeitskräfte, die vermehrt dort gebraucht werden, wo die Veränderungen am größten sind. Dazu gehört in erster Linie die Kundenberatung. „Sie ist nicht mehr mit einer Beratung zu vergleichen, die vor einigen Jahren noch selbstverständlich war und aus einem Gespräch mit ein paar Produktvorschlägen und kurzfristigem Abschluss bestand. Heute heißt es ganzheitlich analysieren, aufklären und dokumentieren. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt, stellt aber immens hohe Ansprüche an die Mitarbeiter hinsichtlich Knowhow, Beratungsqualität und Zeitinvestition.“
Die genossenschaftliche Beratung, so Armin Bork weiter, sei das schlagende Herz der Bank. Um dieses gesund zu erhalten, muss man einerseits für höchstmögliche Qualität sorgen und andererseits die vorhandenen Kräfte so einsetzen, dass sie den größten Nutzen stiften können – auch wenn das Einschnitte an der einen oder anderen Stelle bedeutet. „Wir haben Verantwortung für Kunden und Mitarbeiter unserer gesamten Bank. Und eine Quersubventionierung defizitärer Teilbereiche ist einfach nicht mehr darstellbar.“
Wenn eine Filiale aufgrund ausbleibender Kundenbesuche auf lange Sicht mehr Kosten produziere als Ertrag abwerfe und die Mitarbeiter ihr volles Potenzial nicht entfalten könnten, sei das so nicht hinnehmbar. „Wie jedes andere Unternehmen auch, müssen wir die Kosten im Blick behalten. Unter diesen Gesichtspunkten überprüft die Bank seit geraumer Zeit permanent ihr Geschäftsstellennetz und hat hier bereits einerseits gestrafft, andererseits jedoch auch an sieben zentralen Punkten im Geschäftsgebiet die Filialen zu sogenannten Kompetenzcentern ausgebaut. Den Kunden soll dort mit allumfassenden Bankleistungen begegnet werden, wo sie verstärkt auftreffen.
Wie schon in der Pressekonferenz Anfang 2018 zu diesem Thema und auch zuletzt in der Vertreterversammlung angesprochen, handelt es sich um einen dynamischen Prozess, der, wenn die Notwendigkeit gesehen wird, weiterzuentwickeln ist. „Diese Notwendigkeit ist jetzt da“, so Armin Bork, „und wir haben uns entschlossen, eine Geschäftsstelle, die wir schon seit einer ganzen Zeit beobachten, im Laufe des vierten Quartals zu schließen sowie fünf in SB-Stellen umzuwandeln. Drei weitere SB-Stellen werden geschlossen. In zwei Filialen werden wir aber auch umfangreich investieren und diese vergrößern und – vor allem unter technischen Gesichtspunkten – modernisieren.“
Im Einzelnen handelt es sich um die Geschäftsstelle in Dorn-Dürkheim, die geschlossen wird, sowie um Monsheim, Hahnheim, Schornsheim, Mainz-Münchfeld, und Worms-Heppenheim, die in SB-Stellen umgewandelt werden. In Mainz- Münchfeld kooperiert man dabei mit der Mainzer Volksbank. In Worms-Heppenheim wird es eine Kooperation mit der Sparkasse Worms-Alzey-Ried geben. Auf diese Möglichkeit hatte der dortige Ortsvorsteher Alexandros Stefikos die Volksbank aufmerksam gemacht. Die SB-Filialen in Mainz-Lerchenberg, Udenheim und Uelversheim werden geschlossen. In Horchheim und Pfeddersheim ist ein erweiternder und modernisierender Umbau geplant. Kein Mitarbeiter verliere dabei seine Arbeitsstelle, versichert Bork, sondern „wir brauchen die Kolleginnen und Kollegen dringend an anderen Stellen.“ Hierbei ist vorgesehen, dass sie – wenn möglich – auch in den Filialen eingesetzt werden, die ihre bisherigen Kunden künftig besuchen, sodass die gewohnten Ansprechpartner vor Ort sind.
Armin Borks Resümee ist nicht pessimistisch, sondern realistisch: „Unsere Bank ist gesund und wir sind nach wie vor sehr schlagkräftig. Das muss allerdings auch so bleiben, denn der Wettbewerb, in dem wir stehen ist knüppelhart. Unsere Mitglieder und Kunden verlangen – mit Recht – von uns marktkonforme Konditionen und zeitgemäßes, wirtschaftliches Agieren. Dafür werden wir unsere Kräfte bündeln stellen aber auch weiterhin sicher, dass wir der vertrauensvolle und kompetente Finanzpartner in der Fläche bleiben.“